Drei Jahre lang saß Mischlingshündin Lola im Tierheim. Selbst erfahrene Tierpfleger kamen nicht an sie ran, war nur mit Maulkorb händelbar. Heute führt sie bei Fee Henrici in Darmstadt ein glückliches Leben. Lola fetzt mit ihrem Hundekumpel Muri über den Waldweg. Die braun-gestromte Hündin bleibt kurz stehen, reckt die Nase in die Luft und schnüffelt. Noch bevor Lola ins Unterholz losrennen kann, ruft ihre Besitzerin sie zurück – und Lola trabt freudig auf sie zu.

Lola im Tierheim

Das soll ein Problemhund sein, gefährlich für Menschen und andere Hunde? Der Jogger jagt und verletzen würde? Der nur mit Maulkorb aus dem Zwinger darf? All das ist schwer vorstellbar, wenn man Lola heute sieht. Auf einem gemeinsamen Spaziergang am Böllenfalltor erzählt Hundetrainerin Fee Henrici die Geschichte ihrer heute sieben Jahre alten Hündin.

Lola stammt aus Frankreich. 2015 kam sie bei einem Vermehrer in Frankreich zur Welt. Wegen schlechter Haltung wurde sie ihrem Besitzer von den Behörden mehrmals abgenommen. Doch der wollte das nicht akzeptieren. Er machte ausfindig, wo Lola sich befand, und klaute sie immer wieder zurück. Dafür reiste er auch quer durchs Land, sodass die Tierschützer irgendwann auf die Idee kamen, die Hündin ins Ausland zu schaffen.

So kam Lola zu Tiere in Not Odenwald (Tino) in Reichelsheim. Bei Tino ist man an schwierige Hunde gewöhnt: Der Tierschutzverein erhielt für sein bundesweites Engagement für Problemhunde 2013 den hessischen Tierschutzpreis. Doch Lola war selbst für die erfahrenen Tino-Tierschützer eine harte Nuss. „Sie zeigt einen übertriebenen Jagdtrieb und nimmt jeden Außenreiz für sich, um dann richtig aufzudrehen, das können auch irgendwelche kleinen, sich bewegende Punkte am Horizont sein“, so steht es auf der Vermittlungsseite im Internet. Und: „Für die Mischlingshündin suchen wir ganz erfahrene Hundehalter.“ Ein erster Vermittlungsversuch 2018 missglückte.

„Sie kam nach einem halben Jahr zurück und die Probleme hatten sich verschlimmert,“ sagt Fee Henrici. Lola war nervös, kam gar nicht mehr zur Ruhe und reagierte auf alles, was sich bewegte. Nur ein Tierpfleger war so mit ihr vertraut, dass er sie ohne Maulkorb händeln konnte. Als Fee Henrici die Hündin das erste Mal besuchte, dachte sie nicht, „dass das klappen kann“.

Doch Henrici blieb dran, denn sie hatte sich in den Problemhund verliebt. Sie besuchte Lola regelmäßig im Tierheim und nahm mit ihr an einer Trainingsgruppe für schwierige Hunde teil. Im April 2020 schließlich nahm sie Lola dann ganz zu sich. Seitdem begleitet die Hündin sie täglich in ihrem Job als Hundetrainerin – und hat Spaß dabei, viel unterwegs und in Action zu sein.

„Ein Hund für eine Runde im Park und dann auf die Couch ist Lola nicht“, sagt Henrici. Dank klarer Erziehungsregeln und genügend Auslastung spielt der Maulkorb im Alltag heute keine Rolle mehr. Selten greift Henrici zu dem Hilfsmittel, um in bestimmten Situationen auf Nummer sicher zu gehen. „Wenn es sehr trubelig ist zum Beispiel oder Kinder herumspringen.“ Denn unterschätzen dürfe man Lola nicht. „Sie wäre, wenn man sie lassen würde, auch heute noch für eine Kneipenschlägerei zu haben,“ sagt Henrici augenzwinkernd. Statt Ärger gibt es heute aber vor allem eins in Lolas Leben: entspannte Spaziergänge im Wald.

Was Fee Henrici mit ihren beiden Hunden Lola und Muri in ihrem Campervan erlebt, zeigt sie auf ihrer Instagram-Seite #two_dogs_and_a_van.

Lola und Muri unterwegs mit Frauchen Fee Henrici