Wer rettete Sammy?
Kater Sammy verschwand vergangenes Frühjahr aus Hanau. Acht Monate später landete er schwer verletzt im Darmstädter Tierheim. Sein Leben verdankt Sammy einem unbekannten Tierfreund.
Von Mara Pitz

Zu ihrem Sammy haben Eveline Jilg-Meiser und ihr Mann Peter Meiser von Anfang an eine ganz besondere Beziehung. Denn der Kater kam 2014 bei den Meisers zur Welt, als eines von drei Jungen ihrer Katze Momo. „Er war sehr lieb und verschmust, aber auch sehr nach draußen orientiert“, berichtet Eveline Jilg-Meiser im Gespräch mit TIERISCH GUT. Im März vergangen Jahres kehrte Sammy dann nicht mehr von einem seiner Streifzüge zurück. Die Meisers suchten alles ab, informierten die Nachbarn und verteilten mehr als 200 Flugblätter in Hanau – doch Sammy blieb spurlos verschwunden.
Bis zu einem nasskalten Abend im November, als ein Anruf die freudige Botschaft brachte: Sammy lebt! Wenige Tage später holten die Meisers ihren Kater aus dem Tierheim in Darmstadt ab. Was war passiert? Wenige Tage zuvor wurde Sammy im Wald in Dietzenbach gefunden, leblos und schwer verletzt. Der Finder brachte ihn in die Tierklinik nach Neu-Isenburg, wo sich das ganze Ausmaß von Sammys Verletzungen zeigte: „Er hatte ein Schädel-Hirn-Trauma, eine zertrümmerte Hüfte und Lungenblutungen“, fasst Jilg-Meiser zusammen. Die Veterinäre vermuten, dass er angefahren wurde, nur knapp überlebte und sich mit letzter Kraft in den Wald rettete. Nach der Notfallversorgung in der Klinik war Sammy ins Darmstädter Tierheim gebracht worden, wo er schließlich dank der Suchmeldung von „Tasso“ erkannt wurde. Ein Blick hinter die Kullisen von Tasso gibt es in unseren Beitrag http://tierischgut-da.de/blog/2022/tier-entlaufen-was-nun/.
Wie Sammy aus Hanau ins knapp 20 Kilometer entfernte Dietzenbach kam, können die Meisers nur spekulieren. In Sammys Revier war damals eine große Baustelle. „Vielleicht ist er dort in einen Laster eingestiegen und als blinder Passagier mitgefahren“, vermutet seine Besitzerin.
Ein gutes halbes Jahr später ist Sammy dank intensiver tierärztlicher Behandlung wieder fit. „Körperlich hat er keine Schäden“, sagt Jilg-Meiser. „Aber sein Wesen ist verändert.“ So will der Kater heute gar keinen Freigang mehr, traut sich nicht mehr weiter als bis zur Terrassentür. Stattdessen sei er nur umso anhänglicher und verschmuster geworden. Die Meisers sind überglücklich, ihren ganz besonderen Kater wieder bei sich zu haben. Nur eine Sache treibt sie um: „Wir würden uns so gerne bei der Person bedanken, die Sammy gefunden und in die Tierklinik gebracht hat.“ Den Namen darf die Klinik nicht herausgeben, aus Datenschutzgründen. Die Meisers setzen nun Hoffnung auf den Bericht in TIERISCH GUT. „Vielleicht finden wir auf diesem Weg den Menschen, der Sammy gerettet hat.“
Sind Sie Sammys Lebensretter und wollen Kontakt zu Familie Meiser herstellen? Dann schreiben Sie uns an info@tierisch-gut.de.
Pinocchio – Unser Happy End
Fundhund Pinocchio überlebt nur knapp – und ist heute glücklich im neuen Rudel
Von Mara Pitz

Pinocchio wurde im Juni vom Förster im Darmstädter Wald gefunden. In einer Betonröhre versteckt saß er, eingesperrt in einer Box, ohne Futter, ohne Wasser. Im Tierheim wurde der abgemagerte Junghund aufgepäppelt und fand ein neues Zuhause.
Heute wohnt Pino, wie er jetzt gerufen wird, bei Eva Mörtel und ihrem Mann in Groß-Gerau. „Der hat sich so schnell hier eingelebt, das habe ich noch bei keinem Hund erlebt“, schwärmt Mörtel im Gespräch mit Tierisch gut. Zum Haushalt gehören außerdem die Nackthunde Einstein und Pinky sowie Hündin Tiffy. Alle drei haben Pino „sofort im Rudel akzeptiert“, als er Mitte August einzog. Vom ersten Tag an ist Pino mitgelaufen und habe alles ganz selbstverständlich mitgemacht: Er geht mit ins Büro, läuft frei ohne Leine, fährt problemlos im Auto mit. „Und er strotzt vor Selbstbewusstsein!“

Nur manchmal zeigt sich, dass er schlechte Erfahrungen gemacht haben muss: „Im Dunkeln knurrt er fremde Männer an“, berichtet Mörtel. Am Anfang bellte er bei jedem Geräusch, war rastlos, kaum zur Ruhe zu bringen, das hat sich aber gebessert. „Und zudecken, das ging gar nicht“, erinnert sich die 35-Jährige. Da bekam er Angst.
Wo und wie er seine ersten Lebensmonaten verbrachte, wird wohl ein Rätsel bleiben. Neben dem verdreckten Kennel, in dem man ihn in der Nähe des Oberfelds fand, wurden Hasendraht und ein Spaten gefunden. Was hatte die Person damit vor? Kam Pino über einen illegalen Welpentransport nach Deutschland und wurde „aussortiert“? Fest steht: Er gehört einer sehr seltenen Hunderasse an. Peruanische Nackthunde sind eine windhundförmige Hunderasse und sollen bereits seit 1000 Jahren in Südamerika existierten. Sie sind eng verwandt mit den mexikanischen Nackthunden und dem chinesischen Schopfhund, der seinen Namen dem Haarbüschel auf dem Kopf verdankt.

Nackthunde gelten als besonders willensstark und eigensinnig. Das ist es auch, was Eva Mörtel so an diesen Rassen fasziniert („Die kann man nicht veräppeln“). Als bekannt wurde, dass ausgerechnet ein Nackthund ausgesetzt wurde und im Darmstädter Tierheim ein Zuhause sucht, habe „ungefähr jeder“, den sie kenne, sie angeschrieben und darauf aufmerksam gemacht. Eigentlich wollten Eva Mörtel und ihr Mann keinen vierten Hund. Trotzdem fiel die Entscheidung, Pino aufzunehmen, schnell. „Das war Schicksal.“
