Sommerzeit ist Gartenzeit – doch wie kann man das heimische Grün so gestalten, dass sich Mensch und Tier dort wohlfühlen? Antworten gibt es auf den folgenden Seiten.
Mit ein paar Tricks lässt sich vor der Haustür ein Idyll für Schmetterlinge, Bienen und Vögel schaffen. Das ist leichter als gedacht, schön anzusehen – und leistet einen Beitrag zum Artenschutz.
Ein akkurat gepflegter Garten mit englischem Rasen – und mittendrin ein imposantes Vogelhaus. Wenn sich hier kein Piepmatz blicken lässt, ist das kein Wunder. Denn zu einem vogelfreundlichen Garten braucht es mehr, erklärt Gärtner und Tierpfleger Kai Brauns. Die Tiere brauchen Nahrung in Form von Insekten, vor allem aber Rückzugsmöglichkeiten und Verstecke in Sträuchern und Büschen. „Sonst schaut der Vogel nach oben, sieht den Turmfalken und hat Angst, selbst zum Vogelfutter zu werden“, erklärt der Weiterstädter, der sich auf tiernahe Gartengestaltung spezialisiert hat (Link zum Beitrag http://tierischgut-da.de/blog/2022/gaerten-fuer-mensch-und-tier/ ). Doch wie kann man einen Garten möglichst naturnah gestalten?
Ein naturnaher Garten fängt damit an, dass man Insekten einen Lebensraum bietet. Und das geht am besten, in dem man Natur zulässt. Fürs erste genügt schon eine wilde Ecke, die man nicht mäht und nicht betritt. Hier können Brennnesseln, Gräser und Klee sich ausbreiten, die lebenswichtig für viele Insektenarten sind. Darauf weist der Naturschutzbund (Nabu) hin. Wer Baumschnitt, Laub und Co nicht entsorgt, sondern an einem regengeschützten Fleck, etwa zwischen Sträuchern oder an der Hauswand sammelt, lädt Igel ein. Im Frühjahr erwachen die stacheligen Tierchen aus ihrem Winterschlaf, ab Juni ziehen sie ihre Jungen auf.
Bei der Pflanzenauswahl sollte man auf heimische Pflanzen zurückgreifen: Haselnuss, Weißdorn, Schlehe, Faulbaum, Buche, Wildapfel und Schneeball ziehen Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten an, empfiehlt der Naturschutzbund (Nabu). Nicht nur Nektar und Pollen, sondern auch die Stängel und Blätter sind wichtig für Insekten. Denn daraus werden Nester gebaut oder sie werden von Raupen gefressen. Besonders vogelfreundliche Pflanzen sind laut Nabu heimische Gehölze wie Eberesche, Weißdorn, Kornelkirsche und Felsenbirne.
Ein Wildblumenbeet sorgt darüber hinaus für farbenfrohe Hingucker im Garten und ist noch dazu pflegeleicht. Denn heimische Stauden sind winterhart, wenig anfällig für Pilze und müssen nur ein Mal im Jahr zurückgeschnitten werden. Im Frühjahr, wenn der Garten zu neuem Leben erwacht, schlüpfen die Insekten, die in den Halmen der Wildblumen überwintert haben. Die Auswahl an heimischen Stauden ist riesig. Der Nabu empfiehlt unter anderem Wiesensalbei, Moschusmalve, Glockenblume und Akelei. Wichtig ist dabei, die Blühfolge der ausgewählten Pflanzen zu beachten, damit Insekten möglichst immer Nahrung finden. Die Fetthenne zum Beispiel blüht recht spät im Jahr und ist somit eine wichtige Nahrungsquelle für Schmetterlinge, die dann ihre Flugzeit haben.
Mit Insektenhotels lassen sich zusätzliche Lebensräume und Überwinterungshilfen schaffen. Es gibt sie mittlerweile im Handel fertig und als Bausatz zu kaufen. Sie lassen sich aber auch mit ein wenig Geschick selbst bauen.
Zu einem naturnahen Garten gehören laut Umweltschützern vom Nabu auch unbedingt Frühblüher wie Narzissen, Schneeglöckchen oder Krokusse. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch lebensnotwendig für früh fliegende Insekten. Doch Hundebesitzer sollten hier aufpassen: Denn viele Blumenzwiebeln sind giftig für die Vierbeiner. Vor allem im Frühjahr und im Herbst häufen sich die Vergiftungsfälle, berichtet der Tierschutzverein „Aktion Tier“. Denn in beiden Jahreszeiten werden üblicherweise die Sommer- beziehungsweise Frühlingsblüher unter den Zwiebelpflanzen eingesetzt. Die beim Gärtnern herumliegenden Zwiebeln lockten etwa spielende Hunde an – meist unbemerkt von den Besitzern. Sie würden bei den ersten Vergiftungsanzeichen dann auch nicht direkt an die Blumenzwiebeln denken. Wenn Tiere die Zwiebeln gefressen haben, sollten ihre Besitzer mit ihnen schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen, warnt die Aktion Tier. Für Katzen sind dagegen unter anderem Oleander und Christrose gefährlich, warnt Sabine Ruthenfranz, die ein Buch über „Katzenpflanzen“ geschrieben hat.
Wasser im Garten lockt weitere Wildtiere an und dient als Tränken für Insekten und Vögel. Ein Gartenteich sollte so gestaltet sein, dass Molche, Frösche und Igel bequem an das Wasser herankommen. Der Uferbereich sollte nicht zu steil sein, um die Tiere vor dem Ertrinken zu schützen, heißt es in „Mein schöner Garten“. Zusätzliche Ausstieghilfen wie Bretter oder Äste am Rand helfen Igeln und Co. Steine und Steinhaufen am Rand werden von Insekten und Eidechsen gerne als Ruheorte angenommen. Am richtigen Ort und mit der passenden Bepflanzung kann ein Gartenteich völlig ohne Technik auskommen, so der Naturschutzbund. Ein tierfreundlicher Gartenteich sollte demnach außerdem mindestens 80 Zentimeter tief sein, damit Tiere am Grund überwintern können – und darf in der kalten Jahreszeit nicht komplett zufrieren.
Ohne Teich tut es auch eine Tränke: Perfekt für Vögel ist eine halbschattig platzierte Tränke, die zwei bis zehn Zentimeter hoch mit Wasser befüllt wird, so der Nabu. Sie sollte regelmäßig befüllt und nur mit Wasser gereinigt werden. Für Insekten kann man kleinere Gefäße mit Wasser im Garten aufstellen – Steine darin dienen als Landeplatz und Rettungsinseln.
Wichtig nicht nur für Katzenbesitzer: Die Wasserstelle sollte so platziert werden, dass keine Katze sie erreichen kann. Denn freilaufende Samtpfoten machen nicht an der eigenen Gartenpforte Halt und sind eine ernstzunehmende Gefahr für Wildvögel. Übrigens kann es sich auch lohnen, ein Katzenhaus für Samtpfoten im Garten aufzustellen – entweder als Rückzugsort für den eigenen Freigänger oder als Unterschlupf für freilebende Katzen in der Nähe. Darauf weist der Deutsche Tierschutzbund hin. Um eine Katzenschutzkiste selbst zu bauen, braucht man eine große Styroporkiste, Folie aus dem Baumarkt, etwas Stroh und eine Decke. Eine ausführliche Bauanleitung mit Video gibt es auf findefix.com.
Trotz der Kritik am Anfang des Texts: Auch Vogelhäuser und Nisthilfen sind sinnvoll – wenn der Rest des Gartens passt.
Hörtipp
In dem Podcast „Grünstadtmenschen“ des Magazins „Mein schöner Garten“ geben die Expertinnen Karina Dinser-Nennstiel und Antje Sommerkamp passend zur Jahreszeit Garten-Tipps. Folge 44 dreht sich um das Thema Haustiergarten.
Dont’s im Garten
Diese drei Dinge sollten im tierfreundlichen Garten tabu sein.
1. Gift spritzen: Gift ist im wahrsten Sinne des Wortes Gift für die Artenvielfalt und zudem gefährlich für Mensch und Vierbeiner.
2. Nur sterile Pflanzen wählen: Exotische Pflanzen wie die Forsythie oder Bambus bieten heimischen Insekten keine Nahrung.
3. Alles aufräumen: ein englischer Rasen ist eine Wüste für Wildtiere.