»Sitz, Platz und Bleib!«

Diese Fachleute helfen bei der Hundeerziehung

Es gibt immer mehr Hunde, auch in und um Darmstadt. Umso wichtiger ist es, dass die Vierbeiner erzogen sind. TIERISCH GUT erklärt die wichtigsten Begriffe aus der Hundeerziehung – und stellt einige Hundetrainer aus Darmstadt und Umgebung vor.

Von Mara Pitz

Der Hund zerrt an der Leine, hetzt Jogger im Park, wütet am Gartenzaun, pöbelt Artgenossen an oder schreddert die Couch, sobald er alleine ist: Bei solchen Problemen bieten Hundetrainer Unterstützung. Viele Menschen besuchen auch vorbeugend eine Hundeschule, damit sich Probleme gar nicht erst entwickeln. Fest steht: Ein gewisses Maß an Erziehung braucht jeder Hund, um alltagstauglich zu sein. Besonders da, wo viele Menschen (und Hunde) auf engem Raum zusammenleben, werden an Hunde hohe Anforderungen gestellt, denn sie müssen mit vielen Reizen umgehen.

Das weiß auch Freya Krautwurst aus Erfahrung. Krautwurst ist seit 22 Jahren Hundetrainerin und hat in dieser Zeit mehr als 1000 Hunde kennengelernt. Mittlerweile beschäftigt ihre Hundeschule Leinelos Hundetraining in Modautal-Asbach fünf Trainer.

Auf dem hundeschuleigenen Gelände finden regelmäßig Spielstunden und Gruppenkurse vom Welpen- bis zum Erwachsenenalter statt, außerdem Aufbaugruppen und Kurse mit speziellen Themenstellungen wie Leinenführigkeit sowie Einzelstunden. „Uns ist es auch wichtig, außerhalb des Geländes zu trainieren“, ergänzt Krautwurst.

„Bei uns steht die Ruhe im Fokus“, erklärt die Trainerin ihre Philosophie. „Für Hundesport gibt es die Vereine, und das ist auch gut so“ (siehe auch Infobox auf S. 15). Stress sei heutzutage ein wichtiges Thema, „sowohl beim Menschen als auch beim Hund“. Deswegen bietet Krautwurst zu diesem Thema ein mehrtägiges Wochenendseminar an.

Die Hundetrainerin arbeitet außerdem als Sozialpädagogin in der Jugendhilfe. Wichtig ist ihr in der Arbeit mit den Hunden der sogenannte systemische Ansatz: Das bedeutet, dass immer auch der Halter und die Familie, in der der Hund lebt („System“), mit betrachtet wird. Außerdem ist ihr wichtig, dass sich die Kunden angenommen und wertgeschätzt fühlen.

Ihre Definition von Hundeerziehung? „Ich führe meinen Hund durchs Leben. Ich weiß, was ich von ihm verlangen kann.“

www.leinelos-hundetraining.de

Ellen Friedrich von der Hundeschule Der Rote Hund fasst ihr Angebot mit „Erziehung und Wandern“ zusammen. Friedrich, die in Weiterstadt lebt und ein Faible hat für Hunde, „die ein bisschen kantiger sind“, trainiert auf dem Gelände der Darmstädter Tierheims und mobil. Ihr Schwerpunkt liegt auf Gruppenstunden.

„Ich denke immer, wenn die Leute zuhause trainieren, ist das ja auch schon Einzeltraining“, erklärt Friedrich. Mehrmals im Jahr organisiert sie mehrtägige Wanderreisen für Kleingruppen mit Hund, etwa in der Eifel oder auf Sylt. Hinzu kommen Tageswanderungen in der Region. Friedrich bietet auch Mantrailing an und hält regelmäßig Abendvorträge, etwa zum Thema „Hund aus dem Tierschutz“ oder „Welpe zu Hause – wie wird aus dem Fremdling ein Süßling?“. Hundeerziehung bedeutet für Friedrich, „dass man sein Leben fest im Griff behält.“

www.derrotehund.de

Zu den größeren Hundeschulen in der Region zählt die Hundeakademie Perdita Lübbe mit Sitz in Griesheim. Perdita Lübbe-Scheuermann gründete sie bereits 1994.

Heute beschäftigt sie insgesamt sechs Trainerinnen. Eine davon ist Frauke Loup. „Das Training findet überwiegend draußen statt, wo auch das Leben ist“, erklärt Loup, wobei der Schwerpunkt auf Einzelstunden liegt. Nur einzelne Gruppenstunden werden auf einem eingezäunten Gelände in Arheilgen abgehalten. Neben Welpen- und Junghundekursen bietet die Hundeakademie Beschäftigungskurse „ohne Wettkampfcharakter“ wie Apportieren und Agility sowie spezielle Kurse zur Aggressionsbewältigung, bei denen mit etwa Leinenbegegnungen mit geschulten Komparsen geübt werden. Überregional bekannt geworden ist die Hundeakademie mit dem Projekt „Start ins neue Leben“, bei dem schwierige Tierheimhunde auf die Vermittlung vorbereitet werden.

www.hundeakademie.de

Ebenfalls in Wald, Flur und Feld rund um Darmstadt unterwegs ist Fee Henrici von der Hundeschule Lieblingshund. Henrici bietet in erster Linie Einzelstunden an, außerdem themenbezogene Gruppenkurse.

„Da geht es dann um Leinenführigkeit, Rückruf und Antigiftködertraining“, erläutert Henrici. Die Kurse seien extra so zusammengestellt, dass die Mensch-Hunde-Teams ungefähr auf dem gleichen Trainingsstand sind. Welpen- oder Junghundegruppen bietet sie bewusst nicht an. Henrici ist außerdem Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen.

www.lieblings-hund.de

Tina Banovic hat sich auf doggenartige Hunde, auch Molosser genannt, spezialisiert. In ihrem Hundezentrum Tina Banovic bereitet sie auch Kunden auf den Wesenstest für sogenannte Listenhunde vor. Banovic hat ein eigenes Gelände in Darmstadt-Arheilgen, trainiert aber auch regelmäßig außerhalb.

„Das ist sehr wichtig, damit die Hunde die Alltagsreize kennenlernen.“ Etwa drei Viertel ihrer Trainingseinheiten fallen auf Einzelstunden, was vor allem damit zusammenhängt, dass sie oft mit „triebstarken und aggressiven“ Hunden arbeitet. „Da kann ich nicht fünf in eine Gruppe packen.“ Ihre Trainingserfolge dokumentiert sie in Vorher-Nachher-Videos auf ihrer Facebookseite und bei Instagram. Vor allem in ihren Welpenkursen finden sich alle möglichen Rassen, erklärt Banovic. Sie bietet außerdem eine Hundebetreuung an und züchtet selbst die Rasse Presa Canario, auch kanarische Dogge genannt. „Von Herzen gern“ berät sie auch Menschen, die sich für solche Rassen interessieren, vor der Anschaffung. Denkbar ist eine Begleitung zum Züchter, um den passenden Welpen aus dem Wurf herauszupicken, denn: „Es ist das A und O, dass man sich von vorneherein den richtigen Hund für sich aussucht.“

Lena Keck-Schneider betreibt eigentlich die Hundetagesstätte Rudelei in Nieder-Ramstadt. Zusätzlich bietet die Hundetrainerin Einzelstunden an, vorwiegend an Freitagnachmittagen und am Wochenende.

„Zu mir kommen nicht nur Kunden, die ihren Hund bei mir in der Betreuung haben“, erklärt die gelernte Tiermedizinische Fachangestellte, „aber auch“. Schwerpunkt bei den aktuellen Kunden seien Pöbeleien an der Leine und schlechte Leinenführigkeit. Zudem seien aktuell viele in der Corona-Zeit angeschaffte Hunde jetzt in der schwierigen Phase der Pubertät. „Das bekomme ich sehr stark zu spüren.“ Hundeerziehung ist für Keck-Schneider „in erster Linie eine gute Mensch-Hund-Beziehung und dass der Mensch den Hund richtig lesen kann.“

Hundetrainer

Hundetrainer ist keine geschützte Berufsbezeichnung und kein Ausbildungsberuf. Hundetrainer benötigen aber eine Zulassung des Veterinäramts nach § 11 des Tierschutzgesetzes, „gewerbsmäßig Hunde für Dritte trainieren oder die Ausbildung der Hunde durch den Halter bzw. die Halterin anleiten“.