Was flattert da im Tropenhaus?

Neues aus dem Zoo Vivarium

von Dr. Frank Velte, Zoopädagoge, Zoo Vivarium Darmstadt

Bananenfalter, Foto: Zoo Vivarium

Es sind Schmetterlinge: Rund 180.000 Arten leben auf unserem Planeten. In Zoologischen Gärten sieht man sie eher selten – anders ist dies im Darmstädter Vivarium. Im dortigen Tropenhaus können die zarten Tiere mit ihren bunt schillernden Flügeln bei Balzflügen oder bei der Nahrungsaufnahme beobachtet werden. Den längsten Teil ihres Lebens verbringen Schmetterlinge tatsächlich als Raupe, also im Larvenstadium dieser Insekten oder in der Puppe. In der Puppe vollzieht sich auch der „Umbau“ von der Raupe zum erwachsenen Schmetterling – dem Falter.

Einige der bunten Falter im Zoo Vivarium stammen aus eigenen Nachzuchten. Bereits acht verschiedene Arten tropischer Schmetterlinge konnten nachgezüchtet werden. Der „limitierende Faktor“ ist immer die Verfügbarkeit von Futterpflanzen, denn Raupen fressen Blätter und meist von nur einer einzigen Art. Beim Bananenfalter gelingt die Zucht am häufigsten, da die Futterpflanze der Raupen – die Bananenstaude – im Zoo immer vorrätig ist. In der Heimat Südamerika entwickelten sich die Raupen der Bananenfalter bei zu hoher Anzahl auch schon einmal zu Schädlingen in der Landwirtschaft und vernichteten Bananenplantagen vollständig. Davon ist das Tropenhaus im Vivarium weit entfernt.

Über die Zucht im Vivarium hinaus werden auch Falter für das Tropenhaus zugekauft. Spezialisierte Händler stellen die Tiere von Schmetterlingsfarmen in den entsprechenden Herkunftsländern bereit. Vor Ort arbeiten Einheimische vorwiegend als Gärtner, um die riesigen Mengen an Futterpflanzen zu pflegen. Für die Vermehrung sorgen die Schmetterlinge von alleine, in dem sie in großen Flugkäfigen winzige Eier ablegen. Sind die Raupen aus den Eiern geschlüpft und haben sich verpuppt, werden die Puppen abgesammelt und nach Europa verschickt. Der Transport ist ungefährlich, denn nicht nur sprichwörtlich, sondern auch faktisch reisen die Puppen in Baumwolle gehüllt. Darüber hinaus sind ausschließlich registrierte Kunden zum Kauf berechtigt. Wenige Tage später kommen die Falter in so genannten Schlupfbehältern zur Welt, um als Falter im Tropenhaus den Besuchern zu präsentieren und sich im besten Fall fortzupflanzen.

Übrigens: von den weltweit 180.000 Schmetterlingsarten dürfen ausschließlich 150 gehandelt werden. Diese sind nicht bedroht und haben ein riesiges Verbreitungsgebiet.

Zoo Vivarium Darmstadt | Schnampelweg 5 | 64287 Darmstadt | Telefon 06151 1346900 | www.zoo-vivarium.de

Asiatischer Eisvogel, Foto: Zoo Vivarium

„Gulahund“– Abstand bitte!

Hovawart Angus ist manchmal zu stürmisch. Außerdem ist der Rüde sehr wählerisch, welchen Hundekollegen er mag und welchen nicht. Das gelbe Halstuch hilft laut Frauchen Silke bei der Verständigung und findet in ihrem Umkreis schon Nachahmer. Foto: Mia Schwind

Von Mia Schwind

Sind Ihnen beim täglichen Gassi schon einmal Hunde mit einem gelben Halstuch oder einer gelben Schleife an der Leine aufgefallen? Dieses Accessoire hat eine nähere Bedeutung. Es soll eine Signalwirkung an andere Hundehalter haben. Die gelbe Markierung am Vierbeiner soll bedeuten: „Achtung! Ich brauche Abstand vor anderen!“ Die gelbe Schleife oder das gelbe Halstuch kann also für Herrchen sinnvoll sein, deren Hund zum Beispiel:
• sehr ängstlich und unsicher ist
• läufig ist
• krank ist

So ein sichtbares Zeichen kann die Kommunikation beim Gassi erleichtern. Empfindliche Hunde bekommen so einen sicheren Raum, ohne dass vorher viel unter den Hundehaltern erklärt werden muss.

Die Kampagne stammt ursprünglich aus Schweden und nennt sich Gulahund – auf Deutsch: Gelber Hund. Noch ist der Gelbe Hund und seine Bedeutung nicht breit bekannt. Da hilft: Weitersagen! Machen Sie andere Hundebesitzer, ihren Tierarzt oder ihren Hundetrainer auf den Gelben Hund aufmerksam, damit diese tolle Idee in der Tierisch Gut Region und darüber hinaus bekannter wird.

Übrigens: Den Gelben Hund gibt es auch im Internet. Der Verein Gelber Hund und Freunde e.V. freut sich über Interessierte und Unterstützer. Wer gerne ein gelbes Halstuch oder Schleifchen für seinen Vierbeiner haben möchte, wird unter https://www.gulahund.de im Shop fündig.


Leopardgeckos

Der Leopardgecko erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Neben Bartagame und Schlange ist er eines der beliebtesten Terrarientiere. TIERISCH GUT stellt dieses besondere Haustier vor und gibt einen Überblick über alles Wissenswerte – von Aussehen und Verhalten bis hin zu allem Wichtigen, was es vor einem Kauf zu beachten gibt.

Von Mia Schwind

Ursprung und Lebensweise des Leopardgeckos

Deosai National Park in Pakistan; Foto: commons.wikimedia.org/Wsiddique

Der Leopardgecko kommt aus den rauen Steppen in Afghanistan, Pakistan oder dem Iran. Sein Lebensraum ist steinig, voller Geröll, Gestrüpp und Ästen. Tagsüber versteckt der Gecko sich vor Fressfeinden und der Hitze der Sonne in feuchten Höhlen, die sich in Steinhaufen oder auch verlassenen Nagergängen gebildet haben. Sobald es dämmert, kommt er aus seinem Versteck hervor und geht auf die Jagd. Blitzschnell fängt er Grillen, Heuschrecken oder Würmer. Das alles tut er allein: Leopardgeckos sind Einzelgänger. Wenn Paarungszeit ist, suchen sie nach ihren Partnern und gehen nach der Paarung wieder ihres Weges. Nach circa 14 Tagen legt das Weibchen dann meistens zwei Eier. Außerdem häutet der Leopardgecko sich regelmäßig. Sobald die Temperaturen kühler werden und es weniger zu fressen gibt, hält der Leopardgecko Winterruhe, in der er nichts frisst und die meiste Zeit in seinen Verstecken verbringt. So fühlen sich Leopardgeckos am wohlsten!

Leo-Dame Delta in ihrem Lieblingsversteck;
Foto: RX-Reptilien

Ein artgerechtes Zuhause für einen Leopardgecko zu gestalten und einzurichten kann großen Spaß machen. Es gibt aber einiges zu beachten: Ist man Neuling, empfehlen viele erfahrene Halter, sich einen Gecko oder maximal zwei Weibchen zuzulegen. Das Terrarium sollte je nach Tieranzahl ausreichend groß sein. Die wichtigste Einrichtung ist der Boden. Der sollte hart und bröckelig sein. Viele Leopardgecko- Profis empfehlen ein Gemisch aus Lehmpulver, Sand und etwas Wasser zu mischen und dann im Terrarium aushärten zu lassen. Auf hartem Boden können die Geckos gut laufen und verschlucken keinen Sand. Danach kommt die Einrichtung. Hier gilt: Leopardgeckos lieben Chaos! Je mehr sie sich verstecken und klettern können, desto sicherer fühlen sie sich. Außerdem sollte neben einer reichen Auswahl an Verstecken ein Schälchen Wasser und eine künstliche feuchte Höhle vorhanden sein. Die feuchte Höhle braucht der Gecko, um sich zu häuten. Leopardgeckos sind außerdem reine Insektenfresser. Die Insekten sollten bei der Fütterung mit einem Kalziumpulver für Reptilien bestäubt werden. Kalzium braucht ein Haustier-Leo für seine Knochen.

Leos sind Versteckspiel-Meister und lieben Terrarien voller Geheimwinkel. Abends kommen sie häufig zur Scheibe und schauen, ob jemand einen Snack für sie hat. Foto: Möllner Leopardgeckos

Für wen ist der Leopardgecko ein perfektes Haustier?

Leopardgeckos sind schön anzusehen. Abends vor dem Terrarium kann man sie wunderbar bei ihren Streifzügen beobachten und ihnen ab und zu mit einer Pinzette Futter anbieten. Dann kommen sie neugierig heran und schnappen sich ihr Abendessen. Interessant ist der Leopardgecko vor allem für Tierhaarallergiker. Die kleinen Reptilien sind aber trotzdem keine Tiere zum Streicheln. Wie viele andere Reptilienarten können Leopardgeckos ihren Schwanz abwerfen, wenn sie in Gefahr sind. Das Hochnehmen bedeutet für sie meistens großen Stress, deshalb sollte man sie nur aus dem Terrarium nehmen, wenn es nicht anders geht: zum Beispiel bei einer Verletzung.

Von schwarz-weiß bis Knallbonbon

Die Urfarbe der Geckos gab ihnen den Namen: Schwarze Punkte auf verschiedenen Gelb-Tönen. Diese Musterung kann man heute noch bei wildlebenden Leos sehen. Foto: Möllner Leopardgeckos

Den Leopardgecko gibt es nicht nur im Leopardengewand. Aus der ursprünglichen Wildfarbe wurde eine bunte Palette an Farbformen gezüchtet. Leopardgeckos gibt es in spektakulären Farben und Zeichnungen – von schneeweiß über karottenrot bis hin zu pechschwarz. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei!

Die Urfarbe der Geckos gab ihnen den Namen: Schwarze Punkte auf verschiedenen Gelb-Tönen. Diese Musterung kann man heute noch bei wildlebenden Leos sehen.Foto: Möllner Leopardgeckos

Ist der Leopardgecko ein „Anfänger-Gecko“?

Leopardgeckos haben eine begeisterte Fangemeinde. Viele Besitzer haben zwei oder mehrere Terrarien und lieben ihre bunten Schützlinge. Der Leopardgecko gilt oftmals als Tier, welches besonders gut für Terrarien Anfänger geeignet ist. Doch das ist keinesfalls so wie uns die Leopardgecko Züchterin Jaqueline erklärt: „Es gibt sehr viel zu beachten, wenn man den Gecko richtig halten will. Allein mit der Wahl der Lampe kann man sehr viel falsch machen. Ich selbst habe einmal ein Gecko Weibchen übernommen, was am ganzen Körper starke Verbrennungen hatte. Die Besitzer haben (ohne es zu wissen) eine viel zu starke UV-Lampe verwendet.“ Dennoch herrscht beim Thema Reptilien viel Unwissenheit: Viele Vereine, die Reptilien in Not aufnehmen, beklagen eine Flut an Tieren. Sie berichten von Tieren in sehr schlechten Zuständen, oft im Freien ausgesetzt. Meist werden sie von unseriösen Züchtern auf Internetportalen gekauft, weil sie schön aussehen und recht günstig sind. Andere lassen sich von Zoofachgeschäften völlig falsch beraten und kaufen vor Ort ein Tier inklusive nicht geeignetem Terrarium. So leiden die Tiere jahrelang still, ohne dass ihre Besitzer es merken.
Für Anfänger ist ein Züchter die beste Wahl. Auch Reptilienvereine haben großes Fachwissen, um Neulinge zu beraten. Vom Zoofachhandel oder Kleinanzeigen sollte man die Finger lassen!

Foto: Möllner Leopardgeckos

Kontakte

Fachlich korrekte Beratung
1. Tierärztliche Praxis Dr. med. vet. Heuser in Seeheim-Jugenheim (im TIERISCH GUT-Gebiet die einzige reptilienkundige Tierärztin)
2. Reptilienfreunde e.V. (Standort Kleinostheim)

Auch Exoten wünschen sich eine neue Chance für ein Zuhause. Auf der Internetseite des Tierheims Darmstadt oder anderer Auffangstationen sind immer wieder Exoten zu finden, die ein artgerechtes und fachkundiges neues Zuhause suchen. Zu beachten ist, dass diese besonderen Tiere nur an erfahrene Tierhalter abgegeben werden.

Wissenswertes zur Haltung oder Kauf eines Leopardgeckos

Bin ich bereit für einen Leopardgecko?

1. Kann ich 20 Jahre oder mehr Verantwortung für meinen Gecko übernehmen?
2. Macht mir ein Haustier Spaß, das man nicht streicheln kann?
3. Kann ich nach dem Kauf weitere Kosten wie Strom, Tierarzt und Futter bezahlen?
4. Gibt es in meiner Nähe einen Reptilientierarzt?
5. Ich bin im Urlaub. Habe ich jemanden, der die Geckos versorgen kann?

Woran erkennt man einen gesunden Leopardgecko?

1. Der Schwanz speichert Nährstoffe und Fett. Er sollte breit und prall aussehen, etwas breiter als die Schwanzwurzel.
2. Solange der Gecko sich nicht häutet, hat er eine satte Farbe.
3. Der Gecko verhält sich artgerecht: Tagsüber versteckt er sich. Wenn es dämmert, klettert er im Terrarium umher und jagt selbstständig sein Futter.

Ein seriöser Züchter ...

... hat keine Massen an Verkaufstieren.
... gibt Tiere für mindestens 70 Euro und erst ab einem Gewicht von 15 Gramm ab.
... kann Tests gegen Parasiten vorweisen.
... rät aktiv zu einer Quarantäne nach dem Gecko- Kauf.
... ist bereit, den Käufer die Tiere vor Ort anschauen zu lassen.

 


Homöopathie bei Tieren

Die einen bejubeln, die anderen belächeln sie. Die Homöopathie ist umstritten und dennoch längst salonfähig. 55 Prozent der Deutschen haben nach eigenen Angaben schon Erfahrungen mit Homöopathie beziehungsweise der Verwendung homöopathischer Arzneimittel gemacht. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Jahr 2020.

Von May-Britt Winkler

Wenn man bei einem medizinischen Problem nicht weiterweiß, kommt automatisch die Frage: Hast Du es schon mal mit etwas Homöopathischem versucht? Doch was genau ist die Homöopathie?

Wikipedia beschreibt sie als eine pseudowissenschaftliche Behandlungsmethode aus dem Bereich der Alternativmedizin. Ihr Begründer war Samuel Hahnemann, ein deutscher Arzt. Der war ziemlich unzufrieden mit seiner Zunft und den damaligen teils brachialen

Behandlungsmethoden mit Arsen, Blei und dergleichen. Seine Arbeit beruht auf der These, dass Erkrankungen am besten mit Substanzen behandelt werden, die in normaler Dosierung genau die Symptome hervorrufen, die sie bekämpfen sollen. Und das soll deshalb funktionieren, weil die Arzneimittel dazu stark verdünnt werden, durch das sogenannte Potenzieren. Viel wichtiger aber ist, dass der Patient in seiner Gesamtheit betrachtet wird, egal ob Mensch oder Tier.

Und da Haustiere heutzutage Familienmitglieder sind, sollen auch sie so gut wie möglich behandelt werden.

Alexander Jaksche kennt sich mit beidem gut aus: mit Tieren, er ist selbst Hundebesitzer und mit homöopathischen Heilmitteln, denn er ist Apotheker. In der Mathildenapotheke in Darmstadt bietet er neben sämtlichen pharmazeutischen Arzneien für den Menschen auch Medikamente für Tiere an. Neben herkömmlichen Präparaten führt er auch ein breites Homöopathie-Spektrum, von Globuli über Bachblütenmischungen bis hin zu Tabletten, Säften und Tropfen.

Apotheker Alexander Jaksche

„Es gibt natürlich so eine pauschale Homöopathie: Arnika hilft immer gegen Schmerzen und Prellungen, Apis hilft immer gegen Bienenstiche. Da drehen sich allerdings bei den professionellen Homöopathen die Fußnägel nach oben. Bei der klassischen Homöopathie nach Hahnemann, ist vorher eine zwei- bis dreistündige Anamnese von Nöten, denn man behandelt da nicht nur den Schmerz, sondern schaut, woher kommt der Schmerz, wie fühlt der sich an, wann tritt der auf, wann verbessert er sich?“

Wer seinen Körper beziehungsweise den seines Tieres nicht mit Chemie belasten will, entscheidet sich oft für den vermeintlich sanfteren Weg. Weder chemische noch homöopathische Mittel sind für Menschen und Tier gleich und dürfen nicht untereinander verwendet werden, so der Apotheker: „Nur der Tierarzt darf die Medikamente umwidmen. Das trifft auch dann zu, wenn ein Mittel nur für Katzen zugelassen ist, aber beim Hund angewendet werden soll. Arzneimittel sind nämlich nicht nur für die Indikation zugelassen, sondern auch für die Spezies.“

»Arzneimittel sind nicht nur für die Indikation zugelassen, sondern auch für die Spezies.« Alexander Jaksche

Was der einen Tierart hilft, kann für die andere gefährlich werden. Der Stoffwechsel einer Dogge ist eben nicht vergleichbar mit dem einer Siamkatze oder eines Schwarzbunten Niederungsrindes. Besonders zu beachten bei Katzen: Ihnen fehlt ein Enzym, das Arzneimittel aus dem Körper wieder ausscheidet. Ibuprofen, sagt Jaksche, dürfe man also niemals einer Katze geben, denn sie würde daran sterben.

„Aber es gibt auch ein schönes Beispiel, bei dem ursprünglich etwas für ein Tier entwickelt, dann aber auch für den Menschen übernommen wurde: die Pferdesalbe. Die Besitzer stellten nämlich fest, dass es auch ihnen ziemlich gut half. Inzwischen wird Pferdesalbe regulär für Menschen verkauft, allerdings kommen tatsächlich ab und an Kunden und fragen: Wieviel Pferd ist denn da drin?“ Aber keine Sorge, in der Salbe steckt kein Pferd, diese heißt so, weil sie für Pferde entwickelt wurde und auch dem Menschen gegen Gelenk- und Muskelschmerzen hilft.

Reptilien vertragen keinen Alkohol

Inzwischen gibt es in Jaksches Apotheke diverse Regalfächer gefüllt mit Mitteln aus der Tierhomöopathie. Vor allem Hunde- und Katzenbesitzer sind gute Kunden. Kaninchen- und Sitticheigentümer kommen dagegen eher selten. Dabei gibt es sogar homöopathische Mittel für Reptilien. Zwar stellt sich dem Laien die Frage: Wie bringt man ein paar Globuli in den Rachen eines Netzpython, aber viel wichtiger als das Wie ist das Was. Echsen, Schlangen und trockene Alkoholiker haben nämlich dasselbe Problem. Sie vertragen keinen Alkohol. Die Leber von Reptilien kann bei alkoholhaltigen Medikamenten stark geschädigt werden, und deshalb darf diese Tierspezies nur alkoholfreie Mittel bekommen.

Bei Pferden hingegen schadet auch mal ein kleiner Schwips nicht und die Homöopathie ist bei ihren Besitzern sehr beliebt. Auch hier gibt es Globuli, die entweder von Hand gegeben werden können, oder man mischt sie mit einer kleinen Menge Wasser und spritzt die Mischung ins Maul.

Skeptiker fragen sich, wie ein paar kleine Kügelchen bei einem 600-Kilo-Ross wirken sollen, doch die Antwort ist vermutlich subjektiv, wie so oft in der Homöopathie. Kritiker bemängeln fehlende wissenschaftliche Erkenntnisse und behaupten, die Wirkung von Homöopathie sei eine Glaubensfrage. Da der Mops jedoch nicht weiß, dass die süßen Kügelchen rein pflanzlich und hoch potenziert waren, kann er weder an eine Wirkung glauben noch auf Linderung seiner Leiden hoffen. Vermutlich ist es ihm auch egal. Hauptsache, die Kügelchen sind lecker. Aber der Besitzer kann sein Tier beobachten und Erfolge sehen. Manche erzählen wahre Wundergeschichten von Heilung, der Kritiker aber sieht nichts.

„Es gibt ja die sogenannten Hochpotenzen. Da sind die Stoffe so hoch verdünnt worden, dass da tatsächlich gar kein Wirkstoff mehr drin ist, aber dennoch wird die Information übertragen“, erklärt Jaksche. „Was dennoch sicherlich hilft, ist, wenn man der Homöopathie zugetan ist. Ich habe im Bekanntenkreis jemanden, der findet Homöopathie ganz furchtbar. Bei dem hilft auch nichts. Die Psyche ist eben nicht ganz unwesentlich dabei.“

Studien zum Placebo-Effekt, vor allem in der Schmerztherapie, belegen, dass durch Scheinpräparate die gleichen Botenstoffe aktiviert werden wie durch echte Schmerzmedikamente. Die Placebo Wirkung ist also keine Einbildung und sie wirkt auch in anderen medizinischen Fachbereichen.

Einen Versuch sollte es also auch dem Skeptiker wert sein, am besten mit Hilfe des Apothekers oder des Tierarztes. Zudem gibt es austherapierte Tiere, denen der Veterinär kaum noch helfen kann. Spätestens dann versucht ein Besitzer alles, seinem Liebling das Leben noch so schon wie möglich zu machen. Wichtig ist jedoch auch für Verfechter der Homöopathie, den Zeitpunkt für den Gang zum Tierarzt nicht zu verpassen. Ein Tumor lässt sich nun einmal nicht mit Homöopathie heilen und bei Darmverschluss hilft kein pflanzenbasiertes Präparat. „Sobald eine Infektion im Spiel ist, muss man schauen, ob ein Antibiotikum gegeben werden muss. Und immer, wenn Fieber im Spiel ist, schicke ich die Leute sofort zum Tierarzt. Ansonsten sind alle drastischen Veränderungen ein Fall für den Tierarzt: Wenn die Katze den Spieltrieb einstellt, oder wenn das Tier nichts frisst, obwohl es vorher immer guten Appetit hatte“, erklärt Jaksche.

Foto: wirestock/freepik.com

Humpelt der Liebling regelmäßig aufgrund seiner immer wieder auftretenden Arthrose, dann kann man beruhigt erst einmal mit pflanzlichen Mitteln arbeiten. Bis diese Beschwerden besser werden, können ein paar Wochen vergehen. „Wenn Beschwerden wie Durchfall allerdings nach ein bis zwei Tagen nicht besser sind, dann raten wir dazu, zum Tierarzt zu gehen.“

Nach einem Hundebiss keinen Doc aufzusuchen und stattdessen Arnika einzuwerfen, ist sicherlich ebenso unverantwortlich wie bei einer Bagatelle gleich die Chemiekeule zu schwingen. „Natürlich“ heißt nicht automatisch gut. Ein Fliegenpilz ist schließlich auch Natur. Aber in Sachen Gesundheit wäre der Mittelweg vermutlich oft ein guter. Und ein Blick über den Tellerrand lohnt sich. Aber egal, ob man der Homöopathie nun zugetan ist oder sie ablehnt: Die Spezialisierung auf nur ein Leiden oder nur ein Körperteil ist kontraproduktiv, denn, so Jaksche: „Alles im Körper hängt miteinander zusammen. Von der Homöopathie kann man lernen, mehr nach den Ursachen zu forschen, Zusammenhänge herzustellen und den Körper als Ganzes zu sehen.“

Bei welchen tierischen Gesundheitsproblemen können homöopathische Mittel eingesetzt werden?

Foto: freepik.com

Homöopathische Arzneimittel kommen nicht nur bei körperlichen Beschwerden oder Krankheiten von Tieren zum Einsatz, sondern auch bei Stress, innerer Unruhe und Nervosität. Typische Anwendungsgebiete sind Durchfall, Übelkeit, Nierenerkrankungen, Entzündungen sowie Angst und Unruhe. Aber auch altersbedingte Gesundheitsprobleme wie Arthrose lassen sich durch das schonende Heilverfahren behandeln.

Bei kleineren Wunden oder leichten Beschwerden kann man das Tier gut selbst behandeln. Wer sich unsicher sind, wendet sich an einen Tierhomöopathen (Tierheilpraktiker mit Spezialisierung auf Tierhomöopathie). Sollten die Symptome anhalten oder schlimmer werden (Fieber, Apathie, Erbrechen etc.), sollte der Tierarzt um Rat gefragt werden. Homöopathie kann hierbei auch begleitend angewendet werden.

Hausapotheke für Tiere

Das sollte in einer tierischen Hausapotheke nicht fehlen:
– Einmalhandschuhe, damit Sie sich z.B. bei offenen Wunden schützen können
– Kochsalzlösung zur Reinigung von Wunden
– Wunddesinfektionslösung, um Infektionen mit Bakterien und Viren zu vermeiden
– Pinzette, um Fremdkörper zu entfernen
– Taschenlampe, um kleinste Verletzungen zu erkennen
– Verbandsmaterial wie z.B. elastische Binden, Wundauflagen, Schere, um offene Wunden zu schützen
– Arnica C200 Globuli bei kleineren Alltagsverletzungen, Zerrungen oder Verstauchungen
– Zeel ad. us. vet Tabletten, um Arthrose- oder Gelenkbeschwerden zu lindern
– Engystolad ad. us. vet. Tabletten oder Tropfen bei Virusinfektionen, z.B. Erkältungen und gegen Stress
– Nux Vomica-Homaccord ad. us. vet. hilft schnell bei Magen-Darmbeschwerden.
Alle genannten homöopathischen Mittel gibt es in der Apotheke.
Quelle: praxisvita.de


Gärten für Mensch und Tier

Kai Brauns bietet Landschaftspflege mit dem besonderen Blick: Der gelernte Gärtner und Tierpfleger weiß, wie sich Schildkröte, Echse und Co im Freien wohlfühlen. Freilandterrarien für Schildkröte und Co sind seine Spezialität.

Von Mara Pitz

Kai Brauns mit Hündin Monster / Foto: Mara Pitz

Jemand, der sich auf das Thema tiergerechter Garten spezialisiert hat, ist Kai Brauns. Der gelernte Gärtner und Tierpfleger, der 15 Jahre lang in verschiedenen Tierheimen gearbeitet hat, hat sich Ende 2020 als Landschaftsgärtner selbstständig gemacht. Unter dem Motto „Gärten für Mensch und Tier“ bietet der 44 Jahre alte Weiterstädter neben klassischer Gartenpflege wie Hecken- und Baumschnitt und der Wiederherstellung verwilderter Gärten auch Beratung rund um tierfreundliche Gartengestaltung. Seine Spezialität sind die Planung und der Bau von Volieren und Freilandterrarien, in denen etwa Schildkröten oder Echsen gehalten werden. „Im Freien hat man einfach viel mehr Platz als drinnen,“ erläutert Brauns die Vorteile. „Und man kann die Gehege natürlicher und größer gestalten.“

Bei Freilandterrarien gehe es vor allem darum, auf wenigen Quadratmetern verschiedene kleine Klimazonen zu schaffen, sagt er. So bietet eine Wasserstelle im Terrarium Lebensraum für Molche und Unken. Steinhaufen und Trockenmauern schaffen dagegen wärmere Bereiche und sind deshalb gut geeignet für Schildkröten und Eidechsen. „Mauereidechsen zum Beispiel brauchen Steine, auf denen sie sitzen und sich in der Sonne aufwärmen können.“ Die richtigen Pflanzen ziehen Insekten an, die wiederum Nahrung für viele andere tierische Gartenbewohner sind.

Schildkröten fressen gerne Pflanzen, die als Unkraut verschmäht werden, wie Löwenzahn, Wegerich und Wildkräuter, erläutert der Gärtner. Einige Gewächse erfüllten daneben noch andere Funktionen für die Tiere: Rosmarin zum Beispiel sei gut für den Panzer. „Wenn die Schildkröte durch die Pflanzen durchkrabbelt, wird der durch die Öle darin gepflegt.“ Das sei viel besser als den Schildkrötenpanzer von Hand mit Öl einzureiben, sagt Brauns. „Denn das Öl verhindert die Atmung, die über den Panzer stattfindet.“

Dabei machten viele Schildkrötenhalter schlicht aus Unwissenheit Fehler in der Haltung. Das liegt auch daran, dass die Tiere leicht 80 bis 100 Jahre alt werden können und deswegen ihre Ersthalter überleben. „Viele Schildkrötenbesitzer haben sich das Tier gar nicht selbst angeschafft, sondern geerbt, und kennen sich deswegen nicht richtig aus.“

Tigersalamander im schattigen Gehege / Foto: Kai Brauns

Bei Fragen zur Haltung berät Brauns Tierbesitzer. Nicht immer ist viel Aufwand nötig, um etwa ein bestehendes Terrarium zu optimieren. „Oft kann man mit wenigen Materialien, die die Kunden schon im Garten haben, sehr viel bewirken“, sagt Brauns.

Zu seinen Kunden zählen vor allem ältere Menschen in Darmstadt und Umgebung, die sich nicht mehr selbst um Beschnitt und Rasen kümmern können. Aus kleineren Routine-Arbeiten wird dann aber auch mal mehr – so wie bei dem Senior, der Brauns beauftragte, „mal was Anderes“ aus dem langweiligen Vorgarten zu machen: Eine Spirale aus weißen Kieseln wird jetzt gesäumt von Tulpen, um die eine Bienenweide angelegt wurde. „Spätestens im Sommer wird der Garten voller Bienen, Hummeln und Schmetterlingen sein.“

Pragmatisch und platzsparend ist die Holzkonstruktion, die Brauns für einen Balkon gebaut hat: Sie ist Sitzbank, Hochbeet und Kratzbaum mit Schlafnische für die Katze des Hauses in einem.

Brauns Leidenschaft gilt den Molchen und Echsen. Neben seinen beiden Hunden hält er „sehr viele davon“ bei sich zuhause in Gräfenhausen und hat rund 20 Jahre Erfahrung mit Terrarien. In seinem Keller hält er einige der unter Artenschutz stehenden Amphibien. Diese stammen allesamt aus Zuchten. Die Exemplare in seinen Freiland-Terrarien sind dagegen einfach so in den Teichen in seinem Garten eingezogen, berichtet er. Denn Molche werden von Wasserstellen angezogen und suchen sich ihren Lebensraum im Garten selbst. „Aber sie brauchen die Feuchtigkeit und können ohne nicht so weite Strecken von Garten zu Garten zurücklegen.“ Wenn in jedem Garten eine kleine Wasserstelle wäre, hätten es viele Wildtiere einfacher, fasst Brauns zusammen.

Foto: Mara Pitz

Gärten zum Wohlfühlen

Sommerzeit ist Gartenzeit – doch wie kann man das heimische Grün so gestalten, dass sich Mensch und Tier dort wohlfühlen? Antworten gibt es auf den folgenden Seiten.

Mit ein paar Tricks lässt sich vor der Haustür ein Idyll für Schmetterlinge, Bienen und Vögel schaffen. Das ist leichter als gedacht, schön anzusehen – und leistet einen Beitrag zum Artenschutz.

Ein akkurat gepflegter Garten mit englischem Rasen – und mittendrin ein imposantes Vogelhaus. Wenn sich hier kein Piepmatz blicken lässt, ist das kein Wunder. Denn zu einem vogelfreundlichen Garten braucht es mehr, erklärt Gärtner und Tierpfleger Kai Brauns. Die Tiere brauchen Nahrung in Form von Insekten, vor allem aber Rückzugsmöglichkeiten und Verstecke in Sträuchern und Büschen. „Sonst schaut der Vogel nach oben, sieht den Turmfalken und hat Angst, selbst zum Vogelfutter zu werden“, erklärt der Weiterstädter, der sich auf tiernahe Gartengestaltung spezialisiert hat (Link zum Beitrag  http://tierischgut-da.de/blog/2022/gaerten-fuer-mensch-und-tier/ ‎). Doch wie kann man einen Garten möglichst naturnah gestalten?

Ein naturnaher Garten fängt damit an, dass man Insekten einen Lebensraum bietet. Und das geht am besten, in dem man Natur zulässt. Fürs erste genügt schon eine wilde Ecke, die man nicht mäht und nicht betritt. Hier können Brennnesseln, Gräser und Klee sich ausbreiten, die lebenswichtig für viele Insektenarten sind. Darauf weist der Naturschutzbund (Nabu) hin. Wer Baumschnitt, Laub und Co nicht entsorgt, sondern an einem regengeschützten Fleck, etwa zwischen Sträuchern oder an der Hauswand sammelt, lädt Igel ein. Im Frühjahr erwachen die stacheligen Tierchen aus ihrem Winterschlaf, ab Juni ziehen sie ihre Jungen auf.

Bei der Pflanzenauswahl sollte man auf heimische Pflanzen zurückgreifen: Haselnuss, Weißdorn, Schlehe, Faulbaum, Buche, Wildapfel und Schneeball ziehen Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten an, empfiehlt der Naturschutzbund (Nabu). Nicht nur Nektar und Pollen, sondern auch die Stängel und Blätter sind wichtig für Insekten. Denn daraus werden Nester gebaut oder sie werden von Raupen gefressen. Besonders vogelfreundliche Pflanzen sind laut Nabu heimische Gehölze wie Eberesche, Weißdorn, Kornelkirsche und Felsenbirne.

Ein Wildblumenbeet sorgt darüber hinaus für farbenfrohe Hingucker im Garten und ist noch dazu pflegeleicht. Denn heimische Stauden sind winterhart, wenig anfällig für Pilze und müssen nur ein Mal im Jahr zurückgeschnitten werden. Im Frühjahr, wenn der Garten zu neuem Leben erwacht, schlüpfen die Insekten, die in den Halmen der Wildblumen überwintert haben. Die Auswahl an heimischen Stauden ist riesig. Der Nabu empfiehlt unter anderem Wiesensalbei, Moschusmalve, Glockenblume und Akelei. Wichtig ist dabei, die Blühfolge der ausgewählten Pflanzen zu beachten, damit Insekten möglichst immer Nahrung finden. Die Fetthenne zum Beispiel blüht recht spät im Jahr und ist somit eine wichtige Nahrungsquelle für Schmetterlinge, die dann ihre Flugzeit haben.

Mit Insektenhotels lassen sich zusätzliche Lebensräume und Überwinterungshilfen schaffen. Es gibt sie mittlerweile im Handel fertig und als Bausatz zu kaufen. Sie lassen sich aber auch mit ein wenig Geschick selbst bauen.

Zu einem naturnahen Garten gehören laut Umweltschützern vom Nabu auch unbedingt Frühblüher wie Narzissen, Schneeglöckchen oder Krokusse. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch lebensnotwendig für früh fliegende Insekten. Doch Hundebesitzer sollten hier aufpassen: Denn viele Blumenzwiebeln sind giftig für die Vierbeiner. Vor allem im Frühjahr und im Herbst häufen sich die Vergiftungsfälle, berichtet der Tierschutzverein „Aktion Tier“. Denn in beiden Jahreszeiten werden üblicherweise die Sommer- beziehungsweise Frühlingsblüher unter den Zwiebelpflanzen eingesetzt. Die beim Gärtnern herumliegenden Zwiebeln lockten etwa spielende Hunde an - meist unbemerkt von den Besitzern. Sie würden bei den ersten Vergiftungsanzeichen dann auch nicht direkt an die Blumenzwiebeln denken. Wenn Tiere die Zwiebeln gefressen haben, sollten ihre Besitzer mit ihnen schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen, warnt die Aktion Tier. Für Katzen sind dagegen unter anderem Oleander und Christrose gefährlich, warnt Sabine Ruthenfranz, die ein Buch über „Katzenpflanzen“ geschrieben hat.

Wasser im Garten lockt weitere Wildtiere an und dient als Tränken für Insekten und Vögel. Ein Gartenteich sollte so gestaltet sein, dass Molche, Frösche und Igel bequem an das Wasser herankommen. Der Uferbereich sollte nicht zu steil sein, um die Tiere vor dem Ertrinken zu schützen, heißt es in „Mein schöner Garten“. Zusätzliche Ausstieghilfen wie Bretter oder Äste am Rand helfen Igeln und Co. Steine und Steinhaufen am Rand werden von Insekten und Eidechsen gerne als Ruheorte angenommen. Am richtigen Ort und mit der passenden Bepflanzung kann ein Gartenteich völlig ohne Technik auskommen, so der Naturschutzbund. Ein tierfreundlicher Gartenteich sollte demnach außerdem mindestens 80 Zentimeter tief sein, damit Tiere am Grund überwintern können – und darf in der kalten Jahreszeit nicht komplett zufrieren.

Ohne Teich tut es auch eine Tränke: Perfekt für Vögel ist eine halbschattig platzierte Tränke, die zwei bis zehn Zentimeter hoch mit Wasser befüllt wird, so der Nabu. Sie sollte regelmäßig befüllt und nur mit Wasser gereinigt werden. Für Insekten kann man kleinere Gefäße mit Wasser im Garten aufstellen – Steine darin dienen als Landeplatz und Rettungsinseln.

Wichtig nicht nur für Katzenbesitzer: Die Wasserstelle sollte so platziert werden, dass keine Katze sie erreichen kann. Denn freilaufende Samtpfoten machen nicht an der eigenen Gartenpforte Halt und sind eine ernstzunehmende Gefahr für Wildvögel. Übrigens kann es sich auch lohnen, ein Katzenhaus für Samtpfoten im Garten aufzustellen - entweder als Rückzugsort für den eigenen Freigänger oder als Unterschlupf für freilebende Katzen in der Nähe. Darauf weist der Deutsche Tierschutzbund hin. Um eine Katzenschutzkiste selbst zu bauen, braucht man eine große Styroporkiste, Folie aus dem Baumarkt, etwas Stroh und eine Decke. Eine ausführliche Bauanleitung mit Video gibt es auf findefix.com.

Trotz der Kritik am Anfang des Texts: Auch Vogelhäuser und Nisthilfen sind sinnvoll - wenn der Rest des Gartens passt.

Hörtipp

In dem Podcast „Grünstadtmenschen“ des Magazins „Mein schöner Garten“ geben die Expertinnen Karina Dinser-Nennstiel und Antje Sommerkamp passend zur Jahreszeit Garten-Tipps. Folge 44 dreht sich um das Thema Haustiergarten.

Dont's im Garten

Diese drei Dinge sollten im tierfreundlichen Garten tabu sein.
1. Gift spritzen: Gift ist im wahrsten Sinne des Wortes Gift für die Artenvielfalt und zudem gefährlich für Mensch und Vierbeiner.
2. Nur sterile Pflanzen wählen: Exotische Pflanzen wie die Forsythie oder Bambus bieten heimischen Insekten keine Nahrung.
3. Alles aufräumen: ein englischer Rasen ist eine Wüste für Wildtiere.

 


Auf das Huhn gekommen

Hühner sind abenteuerlustig, geschickt – und liegen im Trend. Immer mehr Menschen träumen vom Ei aus dem eigenen Garten – es gibt verschiedene Wege, ihn sich zu erfüllen.

Von Mara Pitz

Hühner sind viel mehr als Eierproduzenten. Sie sind abenteuerlustig, geschickt - und sie boomen. Michael Lüft aus Seligenstadt (Kreis Offenbach) hat daraus ein Geschäft gemacht. Seit 2013 betreibt Lüft seine Firma „Rent a Huhn“. Er verleiht Hühner, immer fünf Stück, inklusive Stall und mobilem Zaun, und das bundesweit. Knapp 100 Euro kostet das pro Woche. Dafür bekommt man – im Schnitt – drei Eier pro Tag, die man aus dem angebauten Nistkasten lesen kann.

Wer sich von Lüft Hühner mieten will, muss mindestens 20 Quadratmeter Freilauf auf unbefestigtem Boden bieten. Weil Hühner Herdentiere sind, werden sie mindestens zu fünft vermietet. Etwa die Hälfte von Lüfts Kunden sind Institutionen: Kindergärten, Altenheime, Behinderteneinrichtungen. Die andere Hälfte der „Rent a Huhn“-Kunden sind Privatleute. Meistens Familien, die sich nach ein bisschen Landleben im eigenen Garten sehnen. Oder Großeltern, die den Enkeln in den Sommerferien eine Freude machen wollen. Manche davon überlegen, sich dauerhaft Hühner anzuschaffen und sehen die Miethühner als Testlauf.

Auf seine Geschäftsidee kam Lüft, der mit Hühnern großgeworden ist, mehr durch Zufall. Ein Junge aus der Nachbarschaft hatte sich gewünscht, mal für eine Woche Hühner auszuleihen. Das war 2012. Als der gelernte Schornsteinfeger ein Jahr später „Rent a Huhn“ mit gerade mal 25 Hennen gründete, war das nach eigener Aussage der erste Betrieb dieser Art in Deutschland. Mittlerweile gibt es zahlreiche Nachahmer in ganz Deutschland. Nicht nur ihr Angebot ähnelt dem von Lüft, auch die Namen klingen ähnlich: „Huhn to go“, „Chicken to go“ oder schlicht „Miete ein Huhn“.

Foto: Michael Lüft

Hühner in der Stadt – für Trendforscher ist das Teil der Entwicklung, sich bewusster mit der Herkunft unserer Nahrung zu beschäftigen. Die Menschen reagieren damit auf die hoch technisierte Lebensmittelproduktion und auf die vielen Skandale der Massentierhaltung. Und immer mehr Menschen beschäftigen sich damit, wie ihre Lebensmittel produziert werden und unter welchen Bedingungen Nutztiere leben. Das zeigt sich auch an der steigenden Zahl von Vegetariern: Der Anteil der Deutschen, die auf Fleisch verzichten, hat sich im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Heute lebt laut Meinungsforschungsinstitut Forsa jeder zehnte Deutsche vegetarisch.

Dass Hühner unterschätzt werden, ist mittlerweile übrigens wissenschaftlich belegt. Biologen der Macquarie University im australischen Sydney fanden heraus, dass Hühner in der Lage sind, vorausschauend zu handeln. Eine Henne im Labor entriegelte das Schloss ihres Käfigs. Mehrmals änderten die Wissenschaftler den Schließmechanismus, jedes Mal entkam sie. Ihr Antrieb: Sie wollte in die Nähe eines Bildschirms kommen, auf dem ein Film mit einem besonders prächtigen Hahn lief.

Experimente mit Plastikeiern zeigten, dass schon frisch geschlüpfte Küken zwischen großen und kleinen Mengen unterscheiden können. Außerdem sind Hühner im Stande, sich die Flugbahn eines Balls für drei Minuten zu merken. So lange schaffen das auch Primaten und Kleinkinder.

Außerdem entlarvten Forscher das taktische Geschick des Federviehs. Ein Alpha-Hahn etwa gackert, um die Hennen seiner Herde vor natürlichen Feinden wie Habichten zu warnen. Ist ein zweiter Hahn in der Nähe, geht er in Deckung, um anschließend besonders lautstark Alarm zu schlagen. Offenbar spekuliert der Alpha-Hahn darauf, dass der Greifvogel den Rivalen bemerkt und ihn ausschaltet.

Hähne vermietet Michael Lüft übrigens nicht – sie krähen einfach zu laut für deutsche Wohnsiedlungen. Lüfts rund 300 Miethennen haben von April bis Oktober Konjunktur, den Winter verbringen alle Tiere als Legehennen auf dem Hof. Sein Vermietservice ist so gefragt, dass er längst nicht mehr alle E-Mails beantworten kann. „Die Anfrage reißt nicht ab“, berichtet er. Anfangs bot er noch einen Lieferservice an und fuhr die Tiere durch ganz Deutschland, aber das schafft er schon lange nicht mehr. Mittlerweile holen die meisten Kunden die Tiere bei ihm in Seligenstadt ab. Im ersten Corona-Lockdown habe es viele Absagen von Schulen und Kindergärten gegeben. Die ausgefallenen Aufträge wurden dann aber schnell von Privatkunden aufgefangen. „Die Kindern waren ja zuhause, da waren die Hühner im Garten eine gute Beschäftigung.“ Das Interesse ist so groß, dass Lüft noch mal zehn weitere Hühnerhäuschen baute. Insgesamt 66 sind jetzt im Angebot. Wie viele seiner Privatkunden sich danach dauerhaft für Hühner im eigenen Garten entscheiden, kann Lüft schlecht einschätzen.

Wer dies tut, kann dabei gleich noch etwas Gutes tun und Legehennen zu einem zweiten Leben verhelfen. Hierfür setzt sich der „Rettet das Huhn e. V.“ ein. Der als gemeinnützig anerkannte Verein übernimmt seit 2015 Legehennen aus Massentierhaltung, die sonst geschlachtet würden, und vermittelt sie an Privatpersonen. Nach eigenen Angaben rettet der Verein so jedes Jahr bundesweit rund 12.000 Hennen vor dem Schlachthof.

Fakten zum Federvieh

15 Jahre beträgt die maximale Lebenserwartung eines Huhns.
1,5 Jahre alt werden die meisten Legehennen, wenn sie geschlachtet werden.
8 bis 30 Eier im Jahr legte die Wildform des heutigen Huhns.
108 Zwerghuhnrassen sind in Deutschland registriert.
111 Großhühnerrassen waren 2016 in Deutschland registriert.
6.000 Legehennen dürfen in konventioneller Haltung in einem Stall leben.
2 Meter hoch können Hühner fliegen.
9 Hennen kommen in Bodenhaltung auf einen Quadratmeter Stallfläche.
100 Tiere oder weniger zählen Herden, indenen sich Hühner wohl fühlen.
3000 Jahre vor Christus hielten Menschen in Indien bereits Hühner.
300 Eier im Jahr produziert eine Legehenne.
20 Milliarden Hühner gibt es auf der Welt – das bedeutet, dass auf jeden Menschen 2,5 Hühner kommen.

Buchtipp: Hühner Liebe

Foto: GU Verlag

Tipps zur Hühnerhaltung von Gehege über Fütterung bis hin zur Anleitung, wie man ein Huhn möglichst schnell und stressfrei für das Tier einfängt, bietet der Ratgeber „Hühnerliebe“ von Katharine von der Leyen. Das ansprechend gestaltete Buch erklärt anschaulich und mit vielen Bildern, worauf es bei der Hühnerhaltung ankommt. Auch erfahrene Hühnerhalter können hier noch etwas über das Federvieh lernen. Mit Rezepten rund ums Ei.

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Der Darmstädter Stadtteil Bessungen hat eine besondere Verbindung zu Kaninchen. Denn der Spitzname der Bessunger „Lappings“ kommt vom französischen Wort für Kaninchen lapin. Der Begriff entstand wohl zur Zeit der französischen Besatzung Ende des 18. Jahrhunderts. Laut Darmstädter Stadtarchiv reichen seine Wurzeln aber bis ins 16. Jahrhundert, als Landgraf Georg I. in den Sanddünen Bessungens Wildkaninchen ansiedeln ließ. Er wollte damit den Fleischbedarf der rasch wachsenden Bevölkerung decken. Ein erster Versuch scheiterte um das Jahr 1571: Füchse rissen die Kaninchen. Ein zweiter Versuch wenige Jahre später verlief erfolgreich. Zu erfolgreich, denn die ausgewilderten Kaninchen vermehrten sich in Bessungen unkontrolliert und wurden zu einer Plage. Es wurde eine Prämie für jedes erlegte Kaninchen ausgesetzt. Heute sind die Tiere zwar keine Plage mehr. Ein echter Bessunger wird trotzdem bis heute „Lapping“ genannt. Und immer noch ziert bei der Bessunger Kerb ein Kaninchen den Kerwebaum. Bis vor rund 15 Jahren hing ein toter Hase am Kranz. Mittlerweile wurde dieser ersetzt durch einen Stoffhasen mit Möhre. Man sagt, dass die Nachfahren der damals ausgesetzten Kaninchen bis heute den Darmstädter Süden bevölkern. Besonders viele von ihnen sieht man etwa in der Heimstättensiedlung in der Nähe des Sportgeländes des SKV Rot-Weiß.

Anspruchsvolle Langohren

Kaninchen gelten als Einsteigerhaustiere ohne große Ansprüche – zu Unrecht. TIERISCH GUT klärt die häufigsten Irrtümer über die süßen Mümmelmänner auf und zeigt, für wen sie wirklich geeignet sind.

Von Mara Pitz

Leonie Jung und Kathrin Hentzschel

Kaninchen gehören zu den beliebtesten Haustieren. Schätzungsweise drei Millionen Exemplare leben in deutschen Haushalten. Ihre Vorzüge liegen auf der Hand: Sie fordern keine täglichen Gassirunden ein, sind nicht teuer in der Anschaffung und man braucht keine Zustimmung des Vermieters, um sie halten zu dürfen. Und dann sind sie mit ihren Kulleraugen und den langen Ohren einfach sehr, sehr niedlich. Zwergkaninchen gelten als einfach zu halten und anspruchslos. Das ist ein großes Missverständnis, sagen dagegen Leonie Jung und Kathrin Hentzschel. Die beiden Frauen halten selbst seit Jahren Kaninchen und engagieren sich in dem Verein „Kaninchenberatung e. V.“, der bundesweit Haltern mit Rat und Tat zur Seite steht. Leonie Jung und Kathrin Hentzschel haben es sich zur Aufgabe gemacht, über die missverstandenen Mümmelmänner aufzuklären. Doch was sind die größten Irrtümer? TIERISCH GUT ist sie mit den beiden Expertinnen durchgegangen.

Kaninchen sind nicht so anspruchsvoll.

Kaninchen werden einfach viel zu oft unterschätzt, sagt Leonie Jung, die mit ihrem Mann, dem dreijährigen Sohn und vier Kaninchen in Dieburg lebt. „Sie sind was die Haltung angeht, mindestens genauso anspruchsvoll wie Katzen.“ Man könne sie auch als „vegane Katzen“ bezeichnen. Das Problem: Kaninchen leiden häufig still, weshalb ihre Unzufriedenheit oft unbemerkt bleibt. Manchmal äußert sie sich auch durch Aggressivität oder Futterneid gegenüber Artgenossen.

Kaninchen können alleine gehalten werden. Dieser Irrglaube ist glücklicherweise nicht mehr so weit verbreitet wie früher, sagt Kathrin Hentzschel, die in Neuhofen in der Pfalz lebt und ihren Kaninchen einen Wintergarten hergerichtet hat. Und das sei enorm wichtig, denn: „Ein Mensch kann niemals einen Artgenossen ersetzen.“ Zwergkaninchen stammen von Wildkaninchen ab, die in unterirdischen Bauten in großen Gruppen zusammenleben. Kaninchen putzen sich gegenseitig, schlafen aneinandergekuschelt und spielen miteinander. Deswegen müssen Kaninchen stets mindestens zu zweit gehalten werden. Der Deutsche Tierschutzbund rät sogar zur Kleingruppenhaltung von drei bis fünf Tieren.

Foto: Kathrin Hentzschel

Kaninchen kann man im Käfig halten.

„Eine reine Käfighaltung wird dem Bewegungsbedürfnis von Kaninchen nicht gerecht“, stellt Leonie Jung klar. „Leider werden im Handel immer noch Käfige mit 1,20 Meter Länge angeboten.“ Das sei viel zu klein, sagt Jung. Das Gehege für ein Kaninchenpaar sollte laut Hentzschel und Jung mindestens vier Quadratmeter groß sein, „eher mehr“. Bei größeren Rassen ab drei Kilogramm Körpergewicht sollte man mit sechs Quadratmeter rechnen. Für jedes weitere Kaninchen kommen zwei Quadratmeter hinzu. Neben der notwendigen Einrichtung wie Toilette, Futter- und Trinknapf und Heuraufe benötigen die Kaninchen in ihrem Gehege ausreichend Versteck- und Spielmöglichkeiten, damit ihnen nicht langweilig wird.

Kaninchen können im Winter nicht draußen gehalten werden.

Foto: Kathrin Hentzschel

Das Gegenteil ist der Fall: Die Außenhaltung ist die artgerechteste Form der Kaninchenhaltung, sagen die Kaninchenberaterinnen. Auch laut dem Tierschutzbund können Kaninchen das ganze Jahr über draußen in einem gesicherten Freigehege verbringen. Generell sind sie für Kälte viel weniger anfällig als für Hitze. Wichtig ist aber, dass Kaninchen rechtzeitig auf den Winter im Freien vorbereitet werden. Spätestens bis Ende August sollen die Tiere an die Außenhaltung gewöhnt werden. Ab dann sollten die Kaninchen nicht mehr ins Haus geholt werden, auch nicht mehr für wenige Minuten am Tag. Beginnt man im Frühjahr mit der Außenhaltung, dürfen die Tiere hinaus, wenn die Temperaturen nicht mehr unter zehn bis 15 Grad fallen. Wer keinen Garten, aber genügend Platz im Haus hat, kann den Kaninchen ein ganzes Zimmer einrichten. Aber auch eine Haltung auf dem Balkon, auf der Terrasse oder im Wintergarten ist denkbar.

Kaninchen und Meerschweinchen sind tolle Partner.

Dieser Irrtum hält sich besonders hartnäckig, wissen die Kaninchenberaterinnen. Dabei sind die beiden Arten so grundverschieden, dass sie sich bestenfalls dulden. Kaninchen sind etwa in der Dämmerung aktiv, Meerschweinchen tagsüber. Kaninchen leben ohne Laute, während Meerschweinchen sich durch gurren, quieken oder glucksen verständigen. Beide Arten kommunizieren zwar mit Düften, können aber mit den Gerüchen der jeweils anderen nichts anfangen. Missverständnisse oder gar Aggressionen sind vorprogrammiert, wobei Meerschweinchen oft den Kürzeren ziehen. „Wenn man Kaninchen und Meerschweinchen zusammenhält, dann immer mehre Exemplare einer Art“, rät Leonie Jung. „Außerdem sollte man den Meerschweinchen Rückzugsräume im Gehege schaffen, zu denen die Kaninchen aufgrund ihrer Größe keinen Zugang haben.“ Noch besser ist es aber, sich von vorneherein für eine der Arten zu entscheiden, empfiehlt auch der Deutsche Tierschutzbund.

Man kann Kaninchen nicht frei im Zimmer laufen lassen.

Viele Menschen haben Bedenken, dass die Tiere überall ihren Kot fallen lassen oder Möbel anknabbern. „Nicht alle Kaninchen knabbern alles an“, sagt Jung. Hier gebe es Unterschiede je nach Charakter. Die meisten Kaninchen werden stubenrein und gehen auf ihre Kaninchentoilette, so die Beraterinnen. Wer sein Kaninchen frei im Zimmer laufen lässt, muss aber auf jeden Fall Stromkabel gut sichern. Auch Zimmerpflanzen sollten außerhalb der Reichweite gebracht werden, denn die sie sind in aller Regel giftig für die Tiere, erklärt Leonie Jung. Eine Ausnahme bildet die Grünlilie. „Sie kann ohne Bedenken verfüttert werden.“

Kaninchen ernähren sich von Trockenfutter und Karotten.

Karotten mögen Kaninchen zwar sehr, sie sollten aber wegen des enthaltenen Zuckers nicht zu viel davon bekommen. „Das ist wie bei uns mit der Schokolade“, sagt Hentz­schel. Stattdessen benötigen die Tiere ständig rohfasserreiche Nahrung, damit sich ihre stetig nachwachsenden Zähne abreiben können. Die Nahrung sollte in erster Linie aus frischen Kräutern und Gräsern sowie Heu bestehen. Futterpellets aus dem Zoofachhandel sind ungeeignet, sagt Kathrin Hentzschel, weil sie meist fast zu 100 Prozent aus Getreide bestehen. Auch viele Leckerlis aus dem Handel sind ungeeignet, ebenso hartes Brot. Ergänzt wird die Kaninchen-Ernährung durch Gemüse und Obst in Maßen.

Das Verdauungssystem von Kaninchen ist darauf angewiesen, ständig frische Nahrung zu bekommen. Ihr Darm hat keine Eigenmuskulatur, der den Nahrungsbrei weiterbewegt. Stattdessen muss ständig Nahrung „von oben“ nachkommen. Man spricht auch vom „Stopfdarm“ und „Stopfmagen“. Ein Kaninchen frisst deswegen quasi den ganzen Tag: Innerhalb von 24 Stunden nimmt es mehr als 100 kleine Mahlzeiten zu sich. Wenn ein Kaninchen aufhört zu fressen, kann es deswegen sehr schnell gefährlich werden. „Das ist dann sofort ein Fall für den Tierarzt“, warnt Leonie Jung.

Kaninchen sind die perfekten Haustiere für kleine Kinder.

„Kaninchen sind keine Kuscheltiere und werden nur sehr ungern hochgenommen“, stellt Leonie Jung klar. Anders als weitläufig verbreitet sind die Langohren keine Anfängerhaustiere. Deswegen sind sie eher für ältere Kindern geeignet, die Freude am Beobachten haben. Dem Gehege sollte man sich nur langsam nähern und ruhig mit den Tieren sprechen. Häufiges Kuscheln und auf den Arm nehmen kann weibliche Kaninchen sogar krank machen, warnt der Tierschutzbund. Denn Kaninchen haben keinen saisonal geprägten regelmäßigen Eisprung, sondern bekommen ihn erst beim Deckakt - oder durch ähnliche Reize wie einem festen Druck auf den Rücken oder eben Streicheln. Durch die so ausgelösten Scheinschwangerschaften kann es langfristig zu Tumoren an Gesäuge und der Gebärmutter kommen.

Kaninchen sind friedfertige Tiere und verstehen sich immer.

Dass dies nicht stimmt, erleben die beiden Kaninchenberaterinnen ständig. Jung: „Meistens werden wir gerufen, wenn es Probleme zwischen Artgenossen gibt.“ Kaninchen fechten ihre Rangordnung in Kämpfen aus, die heftig aussehen können. „Da fliegt schon mal Fell, und viele Besitzer wissen dann nicht: Soll ich eingreifen oder es laufen lassen?“, berichtet Jung, die selbst vor Jahren wegen Kämpfen zwischen ihren Tieren Hilfe bei der Kaninchenberatung suchte, bevor sie Teil des Beraterteams wurde. Tatsächlich sind viele Konflikte zwischen Kaninchen harmloser als sie aussehen, erklärt Jung. Manchmal müsse man Kleinigkeiten in der Haltung ändern. In anderen Fällen haben die Menschen aber auch schlicht den falschen Partner für ihr Kaninchen ausgesucht. Dies passiert etwa, wenn nach dem Tod eines Kaninchens ein neuer Partner für das verbliebene Tier ins Haus geholt wurde, der charakterlich partout nicht passt.

Foto: Kathrin Hentzschel

Für solche Situationen gibt es bei Facebook spezielle „Partnerbörsen“ für Kaninchen, wo Halter den passenden Partner für ihr „verwitwetes“ Tier suchen. Der Vorteil: „Der Vorbesitzer kennt die Tiere sehr gut und kann ihre Charaktereigenschaften gut beschreiben.“ Die Gruppen nennen sich „Kaninchen Partnerbörse“, „Kaninchenglück – Gemeinsam statt einsam“ oder „Ältere Kaninchen wollen glücklich sein“ und haben mehrere tausend Mitglieder. „Solche Gruppen sind sehr sinnvoll“, sagt Hentzschel. Auch ein Kaninchen aus dem Tierschutz ist eine gute Option. „Die Tierheime sind voller Kaninchen, weil sie so oft unüberlegt angeschafft und dann wieder abgegeben werden.“ Die Pfleger könnten auch beraten, welches Zweitkaninchen zum Ersttier passen könnte.

Übrigens können auch zwei Männchen miteinander gehalten werden. Sie sollten aber kastriert werden. Dies sollte man auch in Konstellationen mit einem Weibchen tun, denn sonst hat man schnell eine ganze Kaninchenschar zuhause. „Es ist kein Zufall, dass es heißt, die vermehren sich wie die Karnickel“, sagt Kathrin Hentzschel.

Mehr Infos zur Kaninchenhaltung

Der Verein Kaninchenberatung e. V. gibt auf seiner Seite umfassende Tipps zur Anschaffung, Haltung und Ernährung. Über die Seite kann man auch Kontakt zu Leonie Jung, Kathrin Hentzschel und den anderen Experten in ganz Deutschland aufnehmen. Die Beratungen finden online oder bei Hausbesuchen statt und sind kostenlos. Es gibt auch ein vereinseigenes Handbuch „Meine Kaninchen“, das über die Website bestellbar ist. www.kaninchenberatung.de

Informationen rund um die Kleintierhaltung und speziell zu Kaninchen bietet auch der Deutsche Tierschutzbund, inklusive kostenloser Broschüren zum Download. www.tierschutzbund.de

Foto: GU Verlag

Buchtipp | Verlosung

Gabriele Linke-Grün beantwortet in ihrem Buch „300 Fragen zum Zwergkaninchen“ ebendiese übersichtlich und anschaulich. Erschienen im GU Verlag, 256 Seiten, 12,99 Euro. TIERISCH GUT verlost zwei Exemplare des Buches. Schickt uns ein Bild von Euch und eurem Langohr bis 29.04.2022 per E-Mail an info@tierischgut-da.de

Für alle, die es nicht abwarten können und wollen. Hier könnt Ihr das Buch direkt bestellen, über den Affiliate-Link: https://circl.link/ref/iXUzr

Wissen: Kaninchen oder Hase?

Feldhase

Kaninchen und Hase werden oft verwechselt. Ein „Stallhase“ ist zum Beispiel eigentlich ein Kaninchen. Und Fotos von „Osterhasen“ zeigen ganz oft Kaninchen. Aber was ist denn nun der Unterschied zwischen einem Kaninchen und einem Hasen? Zunächst mal zu den Gemeinsamkeiten: Kaninchen und Hasen gehören zur Familie der Hasen (lat. Leporidae). Diese Familie zählt mehr als 50 Arten, zu denen auch der Feldhase und das Wildkaninchen sowie dessen Zuchtform, das Zwegkaninchen gehören. Abgesehen davon sind Hasen und Kaninchen ziemlich unterschiedlich. Hasen sind etwas größer, haben längere Ohren und im Vergleich zum restlichen Körper längere und kräftige Hinterläufe. Hasen sind im Gegensatz zu Kaninchen Einzelgänger. Sie graben keine unterirdischen Bauten, sondern ruhen in flachen Bodenmulden, in der Jägersprache auch „Sasse“ genannt. Daran erinnert auch das Kinderlied „Häschen in der Grube“. Vor Fressfeinden rennt der Hase davon, während sich das Kaninchen in den Bau zurückzieht. Außerdem sind Hasen Nestflüchter: Ihre Jungen kommen nach einer längeren Tragzeit bereits mit Fell und geöffneten Augen auf die Welt. Schon Minuten nach der Geburt verlassen sie das Nest. Kaninchen dagegen werden nackt und mit geschlossenen Augen geboren. Feldhase und Kaninchen gehören zur Familie der Hasen mit mehr als 50 Arten.


Welcher Verein macht das?

Der Start für viele Neuhundebesitzer ist die Welpengruppe. In diesen Stunden lernt das Hundebaby spielerisch, mit anderen Artgenossen umzugehen.

Der Welpe trifft auf Vertreter anderer Rassen und kann den Umgang mit ihnen üben. Das kann späteren Missverständnissen mit Artgenossen vorbeugen. Wichtig ist, dass die Gruppe von einer geschulten Person geleitet wird, die eingreift, wenn das Spiel zu wild wird oder ein Hund gemobbt wird. In einer guten Welpenstunde wird auch der Umgang mit verschiedenen Untergründen und Umweltreizen erprobt, so der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). Ein Ausflug an ungewohnte Orte wie in ein Einkaufszentrum oder an eine vielbefahrene Straße kann demnach helfen, den Welpen fit für den Alltag zu machen. Die Teilnahme an einer Welpengruppe wird ab dem Alter von acht bis 16 Wochen empfohlen, hängt aber vom Entwicklungsstand und dem Charakter des Hundes ab.

Auf die Welpengruppe folgt ab einem Alter von etwa 16 Wochen die Junghundegruppe. Hier werden die Sozialisation und das Training aus der Welpengruppe fortgeführt. Im kontrollierten Freilauf lernt der Hundehalter die Körpersprache seines Hundes besser lesen.

In der Grunderziehung lernt der Hund die gängigen Grundkommandos. Neben Sitz, Platz und Bleib zählt hierzu vor allem das Laufen an der Leine (Leinenführigkeitstraining) und ein sicherer Rückruf (Rückruftraining). Die Grunderziehung kann entweder in Einzeltraining oder in Gruppen erfolgen. Gruppentraining bietet den Vorteil, dass die Kommandos auch unter Ablenkung durch Artgenossen und andere Menschen eingeübt und gefestigt werden können.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie man sich mit seinem Hund beschäftigen kann. Beim Agility muss der Hund möglichst schnell und fehlerfrei einen Parcours aus Hindernissen überwinden.

Beim Apportiertraining geht es darum, einen Gegenstand zu finden und zum Menschen zurückzubringen. Bei den Hunde­sportarten Obedience (engl. für Unterordnung) und Rallye Obedience geht es um den Grundgehorsam des Hundes. Beim Longieren läuft der Hund außen um einen Kreis herum und folgt den Kommandos des Hundeführers, der in der Mitte steht.

Seine Nase einsetzen, um einen Menschen zu finden, muss der Hund bei der Fährtenarbeit und beim Mantrailen. Während die Fährtenarbeit ähnlich wie das Apportieren aus der Jagd stammt, geht das Mantrailen auf die Personensuche im Rettungswesen zurück.

Beides wird aber heute auch als reiner Hundesport betrieben.
Wer an Hundesport interessiert ist, für den sind die Vereine eine gute Anlaufstelle. Voraussetzung für jede Art von Hundesport ist eine erfolgreich absolvierte Begleithundeprüfung. In der Regel wird sie in den jeweiligen Vereinen angeboten. Netter Nebeneffekt: Hundehalter in Darmstadt erhalten eine um 50 Prozent ermäßigte Hundesteuer, wenn sie eine Begleithundeprüfung und eine Haftpflichtversicherung nachweisen.

Vereine

Zahlreiche Vereine bieten Erziehungs- und Sportkurse an. Hier eine kleine Auswahl: Der Sporthundeverein Darmstadt-Süd in der Eschollbrücker Straße 200 hat eine große Palette an Kursen im Angebot, von der Welpenstunde bis zur Vorbereitung auf Agility-Turniere und ist offen für Vertreter aller Rassen.

sporthundeverein-darmstadt.de

Ein ebenso weit gefächertes Angebot gibt es beim Schäferhundeverein in der Siedlung Tann. „Auch wenn wir dem Rassehundezuchtverein für den Deutschen Schäferhund angehören und diesen deshalb ganz besonders fördern möchten, stellen wir allen Hunderassen und Mischlingen unser Angebot gerne zur Verfügung“, heißt es auf der Internetseite des Vereins.

svogdarmstadt08.de

Auch beim Darmstädter Teckelklub sind nicht nur Dackel, sondern auch Vertreter anderer kleiner Rassen und Mischlinge willkommen. Der Schwerpunkt der wöchentlichen Gruppenstunde auf dem Gelände in der Siedlung Tann liegt auf der Grunderziehung und der Vorbereitung auf die Begleithundeprüfung. Außerdem bietet der Verein auch Unterstützung bei der jagdlichen Ausbildung. Die Trainingssaison startet am 6. April.

teckelklub-darmstadt.de

Eine Liste mit Hundevereinen gibt es auch auf der Seite des Verbands für das Deutsche Hundewesen:

vereinshunde.de