Hilfe für Darmstadts Fledermäuse
Ein Beitrag von Mia Schwind
In der Dämmerung sind sie unterwegs, die Fledermäuse. Schnell und nahezu lautlos fliegen sie umher. Aus der Nähe sind sie nur schwer zu beobachten. Hin und wieder kommt es aber vor, dass man sie tagsüber entdeckt. Doch das ist alles andere als gut. Warum, das erklärt Minu Samimi. Sie hat eine Pflegestelle für gefundene Fledermäuse und päppelt ehrenamtlich verletzte oder geschwächte Tiere auf. TIERISCH GUT hat sie einen Tag lang begleitet.
Minus Tag fängt früh morgens mit dem Sortieren der Futterwürmer an. Der nächste Schritt ist, ihre Pfleglinge, die sie auch gerne Flausis nennt, zu suchen und nachzuschauen, wie es ihnen geht. „Manchmal muss ich auch über eine Stunde suchen, bis alle gefunden sind“, so Minu. Danach bekommen alle Patienten ihr Frühstück.
Minu erzählt von ihren „Gästen“. Da ist zum Beispiel Schumi – er kann aktuell nicht fliegen, warum genau weiß sie noch nicht. Schumi ist eine Zwergfledermaus und etwa so lang wie ein Zeigefinger. Danach findet sie Schmendrick und Pepper, zwei Breitflügelfledermäuse. Sie passen auf eine Handfläche. Wenn Minu sie in die Hand nimmt, geben sie Meckerlaute von sich. „Fledermäuse sind hochsoziale Tiere, sie kommunizieren viel untereinander.“
Wie kommen die Fledermäuse zu Minu? „Die meisten Tiere sind dehydriert oder haben Verletzungen an ihren Flügeln durch Katzen. Es gab auch schon Fälle, in denen sich eine Fledermaus in einer Klebefalle verfangen hat. Sie werden meist tagsüber auf dem Boden oder an einer Hauswand hängend gefunden“, erzählt sie. Wichtig ist dann schnelles Handeln. Eine Fledermaus tagsüber zu sehen ist ein Alarmsignal. Besonders wenn sie nicht fliegen, stimmt irgendwas mit ihnen nicht, meint Minu.„Viele Leute geraten an spezielle Beratungshotlines, die den Findern raten, die Tiere dort zu lassen, wo sie sind. Das ist falsch. Es ist notwendig, dass sich jemand mit Fachkenntnis die Fledermaus persönlich anschaut. Das Internet hilft enorm. Es gibt einige Pflegestellen, die man anrufen kann. Einfach so lange versuchen, bis man einen Fledermausexperten gefunden hat, der sich dem Tier annehmen kann.“ Noch bevor man eine Aufnahmestelle für die Fledermaus gefunden hat, kann man selbst erste Maßnahmen ergreifen. „Das Wichtigste ist, das fremde Tier nie mit bloßen Händen anzufassen. Die Tiere könnten unter Umständen Tollwut übertragen. Die Annahme, Fledermäuse übertragen das Coronavirus, stimmt aber nicht. In Deutschland gibt es keine Fledermausbestände, die mit den Viren in Kontakt gekommen sind. Eher wir Menschen können das Virus an die Tierchen übertragen“, erklärt Minu. Aber was ist, wenn man gerade im Wald spazieren geht und weder Handschuhe noch ein Karton oder ähnliches dabeihat? „Mein Tipp bei einer spontanen Fledermausrettung: Socke ausziehen, auf links ziehen und damit die Fledermaus greifen. Dann die Socke über die Fledermaus stülpen und gut zuknoten. So berührt man das Tier nicht direkt und hat sie sicher verstaut“, rät sie.

Minu hat zurzeit des Besuchs neun Fledermäuse in ihrer Pflegestelle. Wenn alles weiterhin glatt läuft, können alle Tiere in ein bis zwei Wochen wieder in die freie Wildbahn zurückkehren. Dann ist die Saison für sie vorbei, da die Fledermäuse ab September ihre Quartiere für den Winterschlaf aufsuchen. „In den Sommermonaten werden die meisten Fledermäuse gefunden, vom Baby bis zum erwachsenen Tier. In Spitzenzeiten habe ich auch mal 25 Fledermäuse zu versorgen“, sagt die Fledermauspflegerin, die bereits mit 18 Jahren durch Zufall eine gefundene Fledermaus bekommen und sich um sie gekümmert hat. Seitdem nahm die Leidenschaft für die kleinen Tiere ihren Lauf.
Minu betreibt seit drei Jahren ihre mittlerweile geprüfte Pflegestelle. Als sie mir von dieser Zeit als Fledermauspflegerin erzählt, wird schnell deutlich, wie sehr an ihren zahlreichen Patienten die zunehmende Umweltzerstörung zu bemerken ist: Insektensterben, Wetterextreme und auch die dichte Bauweise neuer Häuser tragen dazu bei, dass die Fledermäuse immer weniger geeignete Lebensräume finden.
Nach dem Versorgen der Pfleglinge wird alles für die nächste Fütterung vorbereitet. Währenddessen berichtet Minu weiter über ihre Arbeit in der Hauptsaison: „Im Sommer wird ein Zimmer zum Fledermaus-Zimmer umgeräumt. Während der Pflege kleiner Babys muss ich alle zwei Stunden aufstehen, um ihnen Milch zu geben. Die Babys kleiner Arten sind anfangs noch so klein wie ein Gummibärchen. Für die Begutachtung und Pflege von ihnen muss ich oft eine Lupe zu Hilfe nehmen, so winzig sind sie. Nachdem alle Fledermäuse meine Pflege verlassen haben, dauert es bis zu drei Tage, um das Zimmer aufzuräumen und zu reinigen.“ Mit Minus Erzählungen wird schnell klar: Es ist eine sehr fordernde Aufgabe, Fledermäuse zu versorgen, physisch und besonders emotional- und das alles ehrenamtlich, aus Leidenschaft für diese interessanten Wildtiere, die zunehmend auf menschliche Hilfe angewiesen sind.

Minu erinnert sich an viele ihrer Pflegegeschichten. Manche sind traurig, weil es das Tier nicht geschafft hat. Viele enden aber mit einer erfolgreichen Auswilderung. Oft werden die Tiere im Darmstädter Herrngarten oder am Großen Woog freigelassen, damit sie direkt eine Stelle zum Trinken finden. Eine besonders dramatische Geschichte mit einem großartigen Happy End schrieb das verletzte Fledermausweibchen Hedwig. Diese kam 2021 mit einem sehr schwer verletzten Flügelchen zur Pflegestelle. Es folgte eine komplizierte und riskante Operation. Zunächst sah alles gut aus, doch drei Tage später verhielt sich Hedwig merkwürdig: Sie erwartete ein Baby! Minu war bei der Geburt dabei und half Hedwig. Ein einzigartiges Erlebnis, wie sie sagt. Das Baby war da. Die nächsten Wochen waren kräftezehrend. Das Fledermausweibchen musste sich von ihrer Operation erholen und gleichzeitig noch ihr Junges versorgen. Doch trotz allen Widrigkeiten überlebten beide. Minu konnte das Junge mit zwei anderen Jungtieren am Ende des Sommers auswildern. Hedwig wurde von einer anderen Pflegestelle übernommen.
Fledermäuse halten Winterschlaf. Zum Zeitpunkt der TIERISCH GUT-Winterausgabe sind sie also versteckt in ihren Quartieren und warten auf den Frühling.
Kann man in der kalten Jahreszeit denn trotzdem etwas tun? Minu hat folgende Tipps: „Bauarbeiten an Dächern im Winter können die dort lebenden Tiere stören. Wenn die Arbeiten nicht vermeidbar sind, kann vorher nach Wintergästen Ausschau gehalten, und eine Pflegestelle kontaktiert werden, die die Fledermäuse in ein geeignetes Quartier bringt.“ Der Winter ist außerdem eine gute Zeit, um zu planen und sich beraten zu lassen: Wie gestalte ich meinen Garten fledermausfreundlich? Soll ich einen Fledermauskasten an der Hauswand anbringen? Zu diesen Fragen ist Recherche und vor allem Beratung sinnvoll. Sobald es wieder warm wird und die Flausis aus ihrem Winterschlaf erwachen, gibt es außer Minu noch viele andere Fledermaus-Kenner, die sich für die Tiere einsetzen, zum Beispiel mit Führungen, Flugvorführungen, Aufklärungsarbeit in Schulen und vielem mehr. Wenn Sie sich nun für diese besondere Tierart interessieren und sie näher kennen lernen wollen, finden sich nähere Informationen und Veranstaltungstermine auf den Seiten des NABUs und des Vereins Fledermausschutz Südhessen e.V.

Fledermaus gefunden – Was tun?
– nur mit Handschuhen oder einem sonstigen Schutz gegen Bisse anfassen
– bei größeren Wunden oder Knochenbrüchen kann nur ein Fledermausspezialist helfen
– in eine Notfallkiste setzen, z. B. Schachtel oder Schuhkarton, ausgelegt mit Küchenpapier oder Tuch
– dem Findling Wasser anbieten (mit Pipette oder Teelöffelspitze seitlich an die Maulspalte; kein Wasser in die Nasenlöcher)
– im Winter die Notfallkiste in einem etwa 5 bis 10° C kühlen Raum aufbewahren; im Sommer bei Raumtemperatur
– mit ausgewachsenen Fledermäusen ohne erkennbare Verletzungen kann am Abend (außer Frostnächte oder Dauerregen) ein Abflugversuch unternommen werden; möglichst hoch setzen an eine rauhe Wand, Holzverschalung oder einem Fensterfliegengitter
– sollte der Findling nicht selbstständig abheben, bitte nicht hochwerfen, ebenfalls an einen Fachkundigen wenden
Ansprechpartner, die in den genannten Kreisgebieten weiterhelfen:
Kreis Offenbach (OF): Ute Wernicke, 06104 42760
Darmstadt, Stadt (DA): Minu Samimi, 01578 2211009
Darmstadt, Westkreis (DA, ehemaliger Kreis Darmstadt): Sybille Waibel, 0175 4068431
Darmstadt, Ostkreis (DA, DI, ehemaliger Kreis Dieburg): Dirk Diehl, 06073 80029
Kreis Bergstraße (HP): Dagmar Göhler, 06252 77554
Kreis Groß-Gerau (GG): Wolf Emmer, 0172 9947948
Bitte beachten: Alle genannten Personen arbeiten ehrenamtlich. Die Ansprechpersonen sind daher nicht immer zu erreichen und können Fundtiere nicht unbedingt abholen.
Lebensräume – schaffen und erhalten
– Fledermäuse mögen es kühl, feucht und frostfrei. Sie leben in alten, Kellern oder leeren Dachböden; in vielen neugebauten Häusern sind Dachböden und Keller meist verschlossen
– Bau eines Spaltenquartiers am Haus (Bauanleitung siehe www.fledermausschutz-suedhessen.de/merkblaetter)
– ungenutzte Dachböden dem Fliedermausschutz Südhessen e.V. oder dem NABU (bspw. der ortsansässigen Gruppe) melden
– Bau eines Fledermausbrettes am Haus (Bauanleitung siehe www.fledermausschutz-suedhessen.de/merkblaetter)
– Aufhängung von Fledermauskästen (weitere Infos unter www.fledermausschutz-suedhessen.de/merkblaetter)
– fledermausfreundliche Gärten anlegen
Ein Garten für Fledermäuse
– Fledermausbeet anlegen: Nachtblühende, nektarreiche Blütenpflanzen, zum Beispiel Leimkraut, Seifenkraut und Wegwarte. Durch ihren intensiven Duft locken die Pflanzen Nachtfalter an, die Lieblingsspeise vieler Fledermausarten.
– Teich anlegen: Das Wasser zieht viele Insekten an und bietet Fledermäusen so einen reich gedeckten Tisch. Je artenreicher der Garten, desto mehr Insekten tummeln sich dort.
– Garten ohne Gift: Auf Insektizide und andere Gifte verzichten.
– Schaffen Sie Unterschlüpfe: Höhlen in alten Bäumen, alte Keller oder Kartoffelmieten werden gern als Winterquartier genutzt, wenn sie kühl, feucht und frostfrei sind. Oder ein Fledermausbrett oder ein Flachkasten an der Giebelwand sowie Höhlenkästen werden von den Tieren gerne angenommen. Viele Kästen lassen sich auch in Bäumen anbringen.
Quelle: NABU e.V.
Mit „CAVALLUNA – Geheimnis der Ewigkeit“ auf abenteuerlicher Reise
Nach dem großen Erfolg von „Legende der Wüste“ geht CAVALLUNA nun auf eine neue Reise: Mit „Geheimnis der Ewigkeit“ startet die große Europa-Tour, die das Publikum in die Weiten Mittelamerikas entführt und vom 24. – 26.02.2023 in der Festhalle Frankfurt zu sehen sein wird.
Die zwei Protagonisten Mamey und Joaquim haben verschiedene Schicksale, doch ein gemeinsames Ziel: Den Stein, der ewiges Leben verspricht, wieder an seinen Ursprungsort zurückzubringen, um das uralte Volk der Guyavos zu retten. Genießen Sie ein Showerlebnis gespickt mit spektakulären Stunts, süßen Mini-Ponys und höchster Dressurkunst.
Gewinnspiel für CAVALLUNA-Tickets
Zusammen mit CAVALLUNA verlost TIERISCH GUT 2 x 2 Tickets für die Vorstellung am 26. 02. 2023 um 18.30 Uhr in der Festhalle Frankfurt. Schickt uns eine E-Mail mit Euren Kontaktdaten an info@tierischgut-da.de unter dem Stichwort "Cavalluna". Einsendeschluss ist der 17.02.2023.
Informationen und Tickets unter www.cavalluna.com oder Tel. 01806 733333.
Wenn unsere Freunde gehen müssen
Die Haustierbestattung Romano, die von Herrn Romano mit einer Berufserfahrung von über 15 Jahren als Familienbetrieb geführt wird, ist in dieser schweren Zeit für Sie da. Als Tierhalter kann er und sein Team die Angehörigen zu 100 Prozent verstehen.
Die Begleitung des verstorbenen Haustiers wird bei Herrn Romano und seinem Team liebevoll, einfühlsam und mit dem höchsten Respekt gestaltet, damit es den Angehörigen etwas leichter fällt, mit diesem Abschied umzugehen. Haustierbestattung Romano bietet seinen Kunden absolut faire Preise und ist 24 Stunden 7 Tage die Woche erreichbar. Haustierbestatter Romano lässt in Italien besonders schöne Urnen fertigen, die nur für sein Unternehmen hergestellt werden. So ist jede Urne ein Unikat, so wie es auch unsere lieben Freunde sind bzw. waren.
Haustierbestattung Romano, Gabelsberger Str. 13, 64521 Groß-Gerau, Tel. 0157 34475081, haustierbestattungromano@gmail.com
www.haustierbestattung-romano.de
Hündin Polly feiert ihren 22. Geburtstag

Der womöglich älteste Hund der Welt lebt im idyllischen Ostertal im Odenwald. Die kleine weiße Polly feierte am 14. Oktober ihren 22. Geburtstag! Nach Deutschland kam die Hündin schon als Seniorin vor zehn Jahren über die Tierschützer von Tino. Zuvor hatte sie bei einem Vermehrer in Italien ihr Dasein gefristet. Zehn Jahre später ist Polly immernoch da – und für ihr Alter erstaunlich fit. „Die wird noch 25“, sagt Frauchen Gerlinde Woods lachend. TIERISCH GUT sagt: Herzlichen Glückwunsch, Polly!
Übrigens: Der laut Guinness-Buch der Rekorde bis dato älteste Hund, Pebbles, starb am 5. Oktober im Alter von 22 Jahren in den USA. Einen Beitrag über Tino lest Ihr in unserer Winterausgabe 2022.
Leckerlis aus Nieder-Ramstadt
Die Stiftung Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD) bietet Menschen mit Behinderung eine große Bandbreite unterschiedlicher Beschäftigungsangebote. Diese reicht von den Werkstätten und dem Garten- und Landschaftsbau hin zum „Sonnenhof“,
einem von Naturland zertifizierten Bio-Bauernhof, der Milch, Mehl und Kartoffeln produziert und vermarktet. Oberstes Ziel der NRD ist es, Menschen mit Unterstützungsbedarf ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und sie dabei zu begleiten.
Im NRD-Bereich „Eigenproduktion“ entstehen gemeinsam mit Klient*innen in liebevoller Handarbeit Hunde- und Pferdeleckerlis. Dabei werden die Zutaten selbst eingekauft, der Teig nach Rezept hergestellt, die Leckerlis geformt und gebacken, alles verpackt, etikettiert und ausgeliefert. Das Sortiment für Hunde reicht von Leberwurst über Käse-Dinkel und Apfel-Rosmarin bis zu Käse-Zucchini. Für Pferde stehen die veganen Sorten Rote Beete, Hafer-Apfel und Hafer-Banane zur Auswahl. Die Leckerlis sind im Online-Shop (www.nrd.de/de/shop), im Mühltaler Gartenmarkt, bei Emmas Erben in Otzberg und auf Märkten in der Region erhältlich.
Homöopathie bei Tieren
Die einen bejubeln, die anderen belächeln sie. Die Homöopathie ist umstritten und dennoch längst salonfähig. 55 Prozent der Deutschen haben nach eigenen Angaben schon Erfahrungen mit Homöopathie beziehungsweise der Verwendung homöopathischer Arzneimittel gemacht. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Jahr 2020.
Von May-Britt Winkler
Wenn man bei einem medizinischen Problem nicht weiterweiß, kommt automatisch die Frage: Hast Du es schon mal mit etwas Homöopathischem versucht? Doch was genau ist die Homöopathie?
Wikipedia beschreibt sie als eine pseudowissenschaftliche Behandlungsmethode aus dem Bereich der Alternativmedizin. Ihr Begründer war Samuel Hahnemann, ein deutscher Arzt. Der war ziemlich unzufrieden mit seiner Zunft und den damaligen teils brachialen
Behandlungsmethoden mit Arsen, Blei und dergleichen. Seine Arbeit beruht auf der These, dass Erkrankungen am besten mit Substanzen behandelt werden, die in normaler Dosierung genau die Symptome hervorrufen, die sie bekämpfen sollen. Und das soll deshalb funktionieren, weil die Arzneimittel dazu stark verdünnt werden, durch das sogenannte Potenzieren. Viel wichtiger aber ist, dass der Patient in seiner Gesamtheit betrachtet wird, egal ob Mensch oder Tier.
Und da Haustiere heutzutage Familienmitglieder sind, sollen auch sie so gut wie möglich behandelt werden.
Alexander Jaksche kennt sich mit beidem gut aus: mit Tieren, er ist selbst Hundebesitzer und mit homöopathischen Heilmitteln, denn er ist Apotheker. In der Mathildenapotheke in Darmstadt bietet er neben sämtlichen pharmazeutischen Arzneien für den Menschen auch Medikamente für Tiere an. Neben herkömmlichen Präparaten führt er auch ein breites Homöopathie-Spektrum, von Globuli über Bachblütenmischungen bis hin zu Tabletten, Säften und Tropfen.

„Es gibt natürlich so eine pauschale Homöopathie: Arnika hilft immer gegen Schmerzen und Prellungen, Apis hilft immer gegen Bienenstiche. Da drehen sich allerdings bei den professionellen Homöopathen die Fußnägel nach oben. Bei der klassischen Homöopathie nach Hahnemann, ist vorher eine zwei- bis dreistündige Anamnese von Nöten, denn man behandelt da nicht nur den Schmerz, sondern schaut, woher kommt der Schmerz, wie fühlt der sich an, wann tritt der auf, wann verbessert er sich?“
Wer seinen Körper beziehungsweise den seines Tieres nicht mit Chemie belasten will, entscheidet sich oft für den vermeintlich sanfteren Weg. Weder chemische noch homöopathische Mittel sind für Menschen und Tier gleich und dürfen nicht untereinander verwendet werden, so der Apotheker: „Nur der Tierarzt darf die Medikamente umwidmen. Das trifft auch dann zu, wenn ein Mittel nur für Katzen zugelassen ist, aber beim Hund angewendet werden soll. Arzneimittel sind nämlich nicht nur für die Indikation zugelassen, sondern auch für die Spezies.“
» Arzneimittel sind nicht nur für die Indikation zugelassen, sondern auch für die Spezies. « Alexander Jaksche
Was der einen Tierart hilft, kann für die andere gefährlich werden. Der Stoffwechsel einer Dogge ist eben nicht vergleichbar mit dem einer Siamkatze oder eines Schwarzbunten Niederungsrindes. Besonders zu beachten bei Katzen: Ihnen fehlt ein Enzym, das Arzneimittel aus dem Körper wieder ausscheidet. Ibuprofen, sagt Jaksche, dürfe man also niemals einer Katze geben, denn sie würde daran sterben.
„Aber es gibt auch ein schönes Beispiel, bei dem ursprünglich etwas für ein Tier entwickelt, dann aber auch für den Menschen übernommen wurde: die Pferdesalbe. Die Besitzer stellten nämlich fest, dass es auch ihnen ziemlich gut half. Inzwischen wird Pferdesalbe regulär für Menschen verkauft, allerdings kommen tatsächlich ab und an Kunden und fragen: Wieviel Pferd ist denn da drin?“ Aber keine Sorge, in der Salbe steckt kein Pferd, diese heißt so, weil sie für Pferde entwickelt wurde und auch dem Menschen gegen Gelenk- und Muskelschmerzen hilft.
Reptilien vertragen keinen Alkohol
Inzwischen gibt es in Jaksches Apotheke diverse Regalfächer gefüllt mit Mitteln aus der Tierhomöopathie. Vor allem Hunde- und Katzenbesitzer sind gute Kunden. Kaninchen- und Sitticheigentümer kommen dagegen eher selten. Dabei gibt es sogar homöopathische Mittel für Reptilien. Zwar stellt sich dem Laien die Frage: Wie bringt man ein paar Globuli in den Rachen eines Netzpython, aber viel wichtiger als das Wie ist das Was. Echsen, Schlangen und trockene Alkoholiker haben nämlich dasselbe Problem. Sie vertragen keinen Alkohol. Die Leber von Reptilien kann bei alkoholhaltigen Medikamenten stark geschädigt werden, und deshalb darf diese Tierspezies nur alkoholfreie Mittel bekommen.
Bei Pferden hingegen schadet auch mal ein kleiner Schwips nicht und die Homöopathie ist bei ihren Besitzern sehr beliebt. Auch hier gibt es Globuli, die entweder von Hand gegeben werden können, oder man mischt sie mit einer kleinen Menge Wasser und spritzt die Mischung ins Maul.
Skeptiker fragen sich, wie ein paar kleine Kügelchen bei einem 600-Kilo-Ross wirken sollen, doch die Antwort ist vermutlich subjektiv, wie so oft in der Homöopathie. Kritiker bemängeln fehlende wissenschaftliche Erkenntnisse und behaupten, die Wirkung von Homöopathie sei eine Glaubensfrage. Da der Mops jedoch nicht weiß, dass die süßen Kügelchen rein pflanzlich und hoch potenziert waren, kann er weder an eine Wirkung glauben noch auf Linderung seiner Leiden hoffen. Vermutlich ist es ihm auch egal. Hauptsache, die Kügelchen sind lecker. Aber der Besitzer kann sein Tier beobachten und Erfolge sehen. Manche erzählen wahre Wundergeschichten von Heilung, der Kritiker aber sieht nichts.
„Es gibt ja die sogenannten Hochpotenzen. Da sind die Stoffe so hoch verdünnt worden, dass da tatsächlich gar kein Wirkstoff mehr drin ist, aber dennoch wird die Information übertragen“, erklärt Jaksche. „Was dennoch sicherlich hilft, ist, wenn man der Homöopathie zugetan ist. Ich habe im Bekanntenkreis jemanden, der findet Homöopathie ganz furchtbar. Bei dem hilft auch nichts. Die Psyche ist eben nicht ganz unwesentlich dabei.“
Studien zum Placebo-Effekt, vor allem in der Schmerztherapie, belegen, dass durch Scheinpräparate die gleichen Botenstoffe aktiviert werden wie durch echte Schmerzmedikamente. Die Placebo Wirkung ist also keine Einbildung und sie wirkt auch in anderen medizinischen Fachbereichen.
Einen Versuch sollte es also auch dem Skeptiker wert sein, am besten mit Hilfe des Apothekers oder des Tierarztes. Zudem gibt es austherapierte Tiere, denen der Veterinär kaum noch helfen kann. Spätestens dann versucht ein Besitzer alles, seinem Liebling das Leben noch so schon wie möglich zu machen. Wichtig ist jedoch auch für Verfechter der Homöopathie, den Zeitpunkt für den Gang zum Tierarzt nicht zu verpassen. Ein Tumor lässt sich nun einmal nicht mit Homöopathie heilen und bei Darmverschluss hilft kein pflanzenbasiertes Präparat. „Sobald eine Infektion im Spiel ist, muss man schauen, ob ein Antibiotikum gegeben werden muss. Und immer, wenn Fieber im Spiel ist, schicke ich die Leute sofort zum Tierarzt. Ansonsten sind alle drastischen Veränderungen ein Fall für den Tierarzt: Wenn die Katze den Spieltrieb einstellt, oder wenn das Tier nichts frisst, obwohl es vorher immer guten Appetit hatte“, erklärt Jaksche.

Humpelt der Liebling regelmäßig aufgrund seiner immer wieder auftretenden Arthrose, dann kann man beruhigt erst einmal mit pflanzlichen Mitteln arbeiten. Bis diese Beschwerden besser werden, können ein paar Wochen vergehen. „Wenn Beschwerden wie Durchfall allerdings nach ein bis zwei Tagen nicht besser sind, dann raten wir dazu, zum Tierarzt zu gehen.“
Nach einem Hundebiss keinen Doc aufzusuchen und stattdessen Arnika einzuwerfen, ist sicherlich ebenso unverantwortlich wie bei einer Bagatelle gleich die Chemiekeule zu schwingen. „Natürlich“ heißt nicht automatisch gut. Ein Fliegenpilz ist schließlich auch Natur. Aber in Sachen Gesundheit wäre der Mittelweg vermutlich oft ein guter. Und ein Blick über den Tellerrand lohnt sich. Aber egal, ob man der Homöopathie nun zugetan ist oder sie ablehnt: Die Spezialisierung auf nur ein Leiden oder nur ein Körperteil ist kontraproduktiv, denn, so Jaksche: „Alles im Körper hängt miteinander zusammen. Von der Homöopathie kann man lernen, mehr nach den Ursachen zu forschen, Zusammenhänge herzustellen und den Körper als Ganzes zu sehen.“
Bei welchen tierischen Gesundheitsproblemen können homöopathische Mittel eingesetzt werden?

Homöopathische Arzneimittel kommen nicht nur bei körperlichen Beschwerden oder Krankheiten von Tieren zum Einsatz, sondern auch bei Stress, innerer Unruhe und Nervosität. Typische Anwendungsgebiete sind Durchfall, Übelkeit, Nierenerkrankungen, Entzündungen sowie Angst und Unruhe. Aber auch altersbedingte Gesundheitsprobleme wie Arthrose lassen sich durch das schonende Heilverfahren behandeln.
Bei kleineren Wunden oder leichten Beschwerden kann man das Tier gut selbst behandeln. Wer sich unsicher sind, wendet sich an einen Tierhomöopathen (Tierheilpraktiker mit Spezialisierung auf Tierhomöopathie). Sollten die Symptome anhalten oder schlimmer werden (Fieber, Apathie, Erbrechen etc.), sollte der Tierarzt um Rat gefragt werden. Homöopathie kann hierbei auch begleitend angewendet werden.
Hausapotheke für Tiere
Das sollte in einer tierischen Hausapotheke nicht fehlen:
– Einmalhandschuhe, damit Sie sich z.B. bei offenen Wunden schützen können
– Kochsalzlösung zur Reinigung von Wunden
– Wunddesinfektionslösung, um Infektionen mit Bakterien und Viren zu vermeiden
– Pinzette, um Fremdkörper zu entfernen
– Taschenlampe, um kleinste Verletzungen zu erkennen
– Verbandsmaterial wie z.B. elastische Binden, Wundauflagen, Schere, um offene Wunden zu schützen
– Arnica C200 Globuli bei kleineren Alltagsverletzungen, Zerrungen oder Verstauchungen
– Zeel ad. us. vet Tabletten, um Arthrose- oder Gelenkbeschwerden zu lindern
– Engystolad ad. us. vet. Tabletten oder Tropfen bei Virusinfektionen, z.B. Erkältungen und gegen Stress
– Nux Vomica-Homaccord ad. us. vet. hilft schnell bei Magen-Darmbeschwerden.
Alle genannten homöopathischen Mittel gibt es in der Apotheke.
Quelle: praxisvita.de
Wer rettete Sammy?
Kater Sammy verschwand vergangenes Frühjahr aus Hanau. Acht Monate später landete er schwer verletzt im Darmstädter Tierheim. Sein Leben verdankt Sammy einem unbekannten Tierfreund.
Von Mara Pitz

Zu ihrem Sammy haben Eveline Jilg-Meiser und ihr Mann Peter Meiser von Anfang an eine ganz besondere Beziehung. Denn der Kater kam 2014 bei den Meisers zur Welt, als eines von drei Jungen ihrer Katze Momo. „Er war sehr lieb und verschmust, aber auch sehr nach draußen orientiert“, berichtet Eveline Jilg-Meiser im Gespräch mit TIERISCH GUT. Im März vergangen Jahres kehrte Sammy dann nicht mehr von einem seiner Streifzüge zurück. Die Meisers suchten alles ab, informierten die Nachbarn und verteilten mehr als 200 Flugblätter in Hanau – doch Sammy blieb spurlos verschwunden.
Bis zu einem nasskalten Abend im November, als ein Anruf die freudige Botschaft brachte: Sammy lebt! Wenige Tage später holten die Meisers ihren Kater aus dem Tierheim in Darmstadt ab. Was war passiert? Wenige Tage zuvor wurde Sammy im Wald in Dietzenbach gefunden, leblos und schwer verletzt. Der Finder brachte ihn in die Tierklinik nach Neu-Isenburg, wo sich das ganze Ausmaß von Sammys Verletzungen zeigte: „Er hatte ein Schädel-Hirn-Trauma, eine zertrümmerte Hüfte und Lungenblutungen“, fasst Jilg-Meiser zusammen. Die Veterinäre vermuten, dass er angefahren wurde, nur knapp überlebte und sich mit letzter Kraft in den Wald rettete. Nach der Notfallversorgung in der Klinik war Sammy ins Darmstädter Tierheim gebracht worden, wo er schließlich dank der Suchmeldung von „Tasso“ erkannt wurde. Ein Blick hinter die Kullisen von Tasso gibt es in unseren Beitrag http://tierischgut-da.de/blog/2022/tier-entlaufen-was-nun/.
Wie Sammy aus Hanau ins knapp 20 Kilometer entfernte Dietzenbach kam, können die Meisers nur spekulieren. In Sammys Revier war damals eine große Baustelle. „Vielleicht ist er dort in einen Laster eingestiegen und als blinder Passagier mitgefahren“, vermutet seine Besitzerin.
Ein gutes halbes Jahr später ist Sammy dank intensiver tierärztlicher Behandlung wieder fit. „Körperlich hat er keine Schäden“, sagt Jilg-Meiser. „Aber sein Wesen ist verändert.“ So will der Kater heute gar keinen Freigang mehr, traut sich nicht mehr weiter als bis zur Terrassentür. Stattdessen sei er nur umso anhänglicher und verschmuster geworden. Die Meisers sind überglücklich, ihren ganz besonderen Kater wieder bei sich zu haben. Nur eine Sache treibt sie um: „Wir würden uns so gerne bei der Person bedanken, die Sammy gefunden und in die Tierklinik gebracht hat.“ Den Namen darf die Klinik nicht herausgeben, aus Datenschutzgründen. Die Meisers setzen nun Hoffnung auf den Bericht in TIERISCH GUT. „Vielleicht finden wir auf diesem Weg den Menschen, der Sammy gerettet hat.“
Sind Sie Sammys Lebensretter und wollen Kontakt zu Familie Meiser herstellen? Dann schreiben Sie uns an info@tierisch-gut.de.
Die Katze leidet still
Viele Katzen werden heute 15 bis 20 Jahre alt – doch der Alterungsprozess und die damit verbundenen Probleme beginnen schon viel früher. Tierarzt Martin Kniese und Katzenpsychologin Carmen Schell erklären im Interview, woran Halter die ersten Zipperlein erkennen, wie man Katzensenioren den Alltag erleichtert – und was das Tolle an betagten Samtpfoten ist.
Von Mara Pitz
TIERISCH GUT: Herr Kniese, Frau Schell, ab wann ist eine Katze eigentlich alt?
Carmen Schell: Aus meiner Sicht ist das wie bei uns Menschen: individuell sehr unterschiedlich. Generell würde ich sagen so ab sieben bis zehn Jahren.
Martin Kniese: Die Katzen, die wir hier in der Praxis sehen, sind ja meistens Haus- oder Wohnungskatzen, die medizinisch gut versorgt, gut ernährt und betreut und auch den Alltagsrisiken einer Bauernhofkatze nicht ausgesetzt sind, sodass die Lebenserwartung einer Katze heute weit über zehn Jahre hinausgeht. 14, 16 Jahre, bis hin zu 20 Jahren ist heute ja nichts mehr Ungewöhnliches. Von daher ist die Alterung auch unterschiedlich. Medizinisch gesehen beginnt für uns die ältere Katze mit acht bis zehn Jahren. Und ab zehn, zwölf Jahren gehen dann meist die ersten altersbedingten Probleme los.

Was sind die typischen erstes Anzeichen, dass die Katze alt wird?
Schell: Ich finde das Gemeine an Katzen ist, dass man das eben sehr spät merkt. Die meisten Menschen nehmen gar nicht wahr, dass die Katze mehr schläft oder ihr Sprungverhalten verändert. Sie zögert vielleicht einen ganz kurzen Moment vor dem Sprung - der Halter denkt sich nichts dabei. Die Katze wägt ab, ob sie den Sprung schafft oder hat Schmerzen dabei. Da braucht man ein sehr genaues Auge, um das wahrzunehmen. Die meisten Halter bemerken erst die für uns eher unschönen Veränderungen, wenn die Katze unsauber wird oder anfängt, stark zu vokalisieren.
Kniese: Aus ärztlicher Sicht ist es dann eigentlich schon zu spät. Viele Veränderungen sind Dinge, die man gerne als Tierhalter - und manchmal auch als Tierarzt – geneigt ist, aufs Alter zu schieben. Man sagt: Das ist jetzt normal. Dabei sind viele Probleme medizinisch beeinflussbar. Wenn sich im Alter etwas verändert – die Katze wird aggressiv, nimmt ab oder trinkt mehr – sollte man immer auch an etwas Krankhaftes denken. Wir haben bei den Katzen ganz typische Altersproblematiken: Das sind organische Leiden, vornehmlich Nieren- und Schilddrüsenprobleme sowie Herzprobleme und Diabetes, die man am ehesten über Blutuntersuchungen feststellen kann. Was auch sehr häufig übersehen wird, sind Arthrosen. Das sind Schmerzprozesse bei Katzen, die sich dann daran zeigen, was Frau Schell bereits beschrieben hat: Die Katze ist nur noch eingeschränkt beweglich und meidet viele Dinge. Das sollte einen Tierhalter immer hellhörig machen, denn die Katze kann nicht sagen: Ich habe Schmerzen. Sie sitzt auch nicht da und miaut, wenn ihr etwas weht tut. Die Katze leidet still. Wir haben zum Glück mittlerweile modernste Arthrose-Medikamente, die sehr gut wirken und auch älteren Katzen ein schmerzfreies Leben ermöglichen.
Sind das spezielle Schmerzmittel?
Kniese: Nein, dabei handelt es sich um ein Präparat, das bestimmte entzündliche Prozesse im Körper verhindert. Das ist eine echte Innovation in der Katzenmedizin. Viele Halter sind davon begeistert und berichten von massiven Verhaltensveränderungen. Eine andere Schmerzproblematik bei Katzen sind die Zähne, also Lochfraß, den man nur mit aufwändigen Röntgentechniken unter Narkose feststellen kann. Das ist aber kein reines Altersthema, sondern kommt auch bei jüngeren Katzen vor.
Es gibt ja die Volksweisheit, dass Katzen im Alter garstig werden. Stimmt das?
Schell: Bei manchen Katzen geht die Reizschwelle herunter, das mag schon sein. Aber das hängt immer von der Grundbelastung ab: Hat die Katze Schmerzen, ist ihr übel, hat sie vielleicht Streit mit ihrem Katzenkumpel? Aber, und das ist mir ganz wichtig, das hat immer einen Grund. Keine alte Katze ist ohne Grund garstig. Die meisten älteren Katzen, die zu mir in die Beratung kommen, schicke ich zuallererst zum Tierarzt. Bei fast allen steckt dann auch etwas Medizinisches dahinter.
» Alte Katzen sind wunderbar. « (Carmen Schell)
Kann man etwas tun, um dem Altern entgegenzuwirken?
Kniese: Übergewicht ist natürlich ein großes Thema, das sollte man vermeiden. Ich kann nur generell raten, die ältere Katze ab etwa acht Jahre mindestens einmal im Jahr tierärztlich durchchecken zu lassen. Die Zähne müssen kontrolliert werden, das Blut sollte untersucht werden. Vieles kann man durch Vorsorge sehr früh klären und behandeln im Sinne der Lebensqualität für das Tier.

Und was kann man im Alltag tun?
Schell: Wer rastet, der rostet, das gilt auch für Katzen. Ihr Bewegungsdrang ist bis ins hohe Alter enorm, sofern sie ihn schmerzfrei ausleben können. Meine 17 Jahre alte Katze zum Beispiel leidet unter Arthrose und hat Probleme, Treppen zu gehen. Sie läuft aber jeden Tag mehrfach in einem speziellen Laufrad für Katzen – von sich aus. Das ist eine sehr gleichförmige Bewegung, die ihr guttut.
Kniese (lacht): Wie bekommt man denn eine Katze in ein Hamsterrad rein?
Schell (lacht): Es ist ja ein übergroßes Rad mit 1,25 Meter Durchmesser. Tatsächlich muss man junge Katzen da meist gar nicht heranführen. Die sehen sich an, wie sich das dreht, und springen rein. Die Älteren brauchen gerne mal eine kleine Instruktion, wie sie rein- und rauskommen, laufen dann aber erstaunlich viel darin. Das ist auch besonders für Hauskatzen ohne Freigang interessant.
Für Menschen gibt es ja das sogenannte Gehirnjogging. Gibt es so etwas auch für Katzen?
Schell: Clickertraining kann man zum Beispiel auch mit einer älteren Katze beginnen. Auch Food Puzzles sind eine tolle Möglichkeit. Das bedeutet, dass die Katze ihr Futter nicht nur aus dem Napf bekommt, sondern es sich erarbeiten muss. Die Hauptmahlzeiten sollten gerade bei älteren Katzen schon im Napf angeboten werden und auch immer an der gleichen Stelle. Aber alles, was es an Snacks gibt, erhält meine Katze zum Beispiel über Aufgaben.
Können Katzen auch dement werden?
Schell: Auf jeden Fall! Sie verlieren dann ähnlich wie Menschen den Tag-Nacht-Rhythmus und stehen plötzlich orientierungslos da, wissen nicht mehr, was sie tun wollten. Meine Katze ist auch dement – aber noch relativ am Anfang. Wenn sie zum Beispiel mitten in der Nacht aufwacht und nicht weiß, wo wir sind, wird auch ordentlich gerufen.
Kniese: Dieses nächtliche Vokalisieren ist ein großes Problem für viele Katzenhalter. Manche Tiere schreien die ganze Nacht durch. Einige sind taub, hören sich deswegen nicht mehr selbst und schreien dann nur umso lauter. Viele Menschen tun kein Auge mehr zu. Wenn die Katze dann noch unsauber wird, weil sie das Katzenklo nicht mehr findet oder vergisst, dass sie es benutzen muss, wird das zur riesigen Herausforderung.
» Die Schmusigkeit und Anhänglichkeit von meinen alten Tieren habe ich immer sehr genossen. « (Martin Kniese)
Wie kann man da Abhilfe schaffen?
Schell: Katzen sind Gewohnheitstiere und wissen gerne, wann was passiert. Man kann zum Beispiel Rituale einführen und der Katze jeden Abend einen Schlafplatz herrichten, sie ins Bett bringen und – wenn sie es mag – zudecken. So weiß die Katze, wann der Tag zu Ende ist und die Nacht beginnt. Außerdem schätzen ältere Katzen meist Wärme sehr. Außerdem helfen zum Beispiel Nachtlichter für die Steckdose, sodass sich die Katze nachts besser orientieren kann.
Kniese: Die Katze sieht ja eigentlich nachts sehr gut. Wenn sich aber im Alter die Linse zunehmend eintrübt, wird das Nachtsehen als erstes beeinträchtigt. Das führt dann zu Irritationen, wenn die Katze plötzlich nachts wie vor einer schwarzen Wand steht und gar nichts mehr erkennt. Gegen die Demenz an sich kann man medizinisch leider nichts tun.
Was ist aus Ihrer Sicht noch typisch für das Alter, Frau Schell?
Schell: Katze wird wieder mehr Katze. Die junge Katze passt sich unserem Leben unglaublich stark an, was ihre Gewohnheiten angeht. Ein Beispiel: Für eine Katze ist es körperlich nicht passend, nur morgens und abends zu fressen. Denn physiognomisch ist sie eigentlich auf viele kleine Mahlzeiten angepasst: In der Natur fängt sie 15 bis 30 kleine Beutetiere am Tag. Viele Katzen machen es aber trotzdem ganz lange mit, dass sie nur morgens und abends gefüttert werden wie ein Hund. Im Alter verlangen sie dann aber wieder mehrere kleine Mahlzeiten, wie es eigentlich ihrer Natur entspricht.
Jetzt müssen Katzen ja auch häufiger zum Tierarzt – sind sie denn auch die anstrengenderen Patienten auf dem Tisch?
Kniese: Im Gegenteil – meist sind sie durch ihre Erfahrung etwas gelassener und ruhiger, was Routine-Untersuchungen vereinfacht.
Viele Menschen wollen unbedingt ein Katzenbaby. Was spricht aus Ihrer Sicht dafür, sich stattdessen eine ältere Katze anzuschaffen?
Schell: Man hat nicht die ganze Erziehungsarbeit, die ein Kitten mit sich bringt. Die haben ja schon viel Quatsch im Kopf. Zudem kann eine ältere Katze mit ihrer eingeschränkteren Lebenserwartung für junge Menschen, die mitten im Leben stehen und sich nicht zu lange an ein Tier binden wollen, eine gute Wahl sein.
Kniese: … oder für ältere Menschen, die nicht mehr 15 oder 20 Jahre die Verantwortung für ein Tier übernehmen wollen.
Medizinisch gesehen hat das Alter ja sehr viele negative Seiten. Was gibt es denn aus Ihrer Sicht Positives?
Kniese: Ich persönlich habe die Zeit mit alten Tieren, sei es Hund oder Katze, immer sehr geschätzt, weil dann mehr Ruhe und Gelassenheit in das Verhältnis eingekehrt sind. Die Schmusigkeit und Anhänglichkeit habe ich immer sehr genossen.
Schell: Das kann ich voll und ganz unterschreiben! Das Tollste an einer alten Katze sind ihre Gelassenheit und ihre Lebenserfahrung.
Zum Abschluss beenden Sie beide bitte folgenden Satz: Alte Katzen sind…
Kniese und Schell (gleichzeitig): Wunderbar!
Zur Person
Carmen Schell lebt und arbeitet als Katzenpsychologin in Dieburg. Mit ihrem Unternehmen Cattalk® berät sie bundesweit Katzenbesitzer, Tierärzte und Tierheime. Schell ist regelmäßig in der TV-Sendung „hundkatzemaus“ auf Vox als Katzenexpertin zu sehen (mehr auf www.cattalk.de).
Tierarzt Martin Kniese lebt und arbeitet in Darmstadt. Seit 1992 betreibt er seine Praxis in der Wilhelm-Glässing-Straße 2 (unmittelbar am City-Tunnel), in der neben ihm vier weitere Tierärztinnen beschäftigt sind. Weitere Infos unter www.tierarztpraxis-kniese.de
Zehn Tipps für den Alltag mit einem Katzensenior
Hilfsmittel: Katzentreppchen oder ein niedriger Kratzbaum helfen der älteren Katze, Lieblingsplätze wie die Fensterbank oder das Sofa leichter zu erreichen.
Nachtlicht: Da die Sehkraft im Alter nachlässt, kann ein kleines Nachtlicht dafür sorgen, dass sich die Katze im Dunkeln orientieren kann.
Futterwechsel: Viele Katzen werden im Alter beim Futter wählerischer. Im Fachhandel gibt es speziell für die Bedürfnisse auf ältere Katzen oder auch für bestimmte Erkrankungen wie Diabetes abgestimmtes Futter.
Unsauberkeit: Wenn die Katze im Alter unsauber wird, kann das auf Demenz oder auf körperliche Probleme wie Inkontinenz hinweisen. Niemals sollte man sie dafür schimpfen!
Wärme: Viele ältere Katzen frieren leichter. Ein warmes Deckchen oder Kissen können Abhilfe schaffen.
Katzenklo wechseln: Manche Katzen nehmen im Alter ihre Katzentoilette nicht mehr an, weil das Hineinspringen unangenehm oder schmerzhaft ist.
Gesundheitscheck: Verhaltensveränderungen bei alten Katzen gehen oft auf unerkannte Krankheiten zurück. Ein Gang zum Tierarzt schafft Klarheit.
Mitbringsel: Auch Katzensenioren, die keinen Freigang (mehr) genießen, sind noch neugierig. Man kann ihnen etwas von draußen mitbringen, zum Beispiel Kastanien, einen Tannenzapfen oder etwas Laub.
Abwechslung: Futtersuchspiele und Beschäftigung mit der Katze festigen die Bindung und halten die Katze fit.
Gelassenheit: Das Alter gehört zum Leben dazu.
Tier entlaufen – was nun?
In der Tasso-Notrufzentrale in Sulzbach im Taunus wird täglich hunderten Tierhaltern geholfen, die ihren Hund oder ihre Katze vermissen. TIERISCH GUT hat hinter die Kulissen geschaut.
Von Mara Pitz
Wenn Jennifer Gierok ihren Arbeitstag beginnt, lässt das erste Drama meist nicht lange auf sich warten: Eine junge Frau ist am Telefon, völlig aufgelöst. Ihre Katze Lucy ist weg. Eigentlich eine Wohnungskatze, ist sie in einem unbeobachteten Moment durch ein offenes Fenster entwischt. Seitdem fehlt jede Spur von Lucy. Die Stimme der Katzenbesitzerin zittert, klingt verweint.

Was für Tierhalter der absolute Alptraum und eine Ausnahmesituation ist, ist für Jennifer Gierok Alltag. Denn die 42-Jährige aus Flörsheim arbeitet in der Notrufzentrale von Tasso. Rund um die Uhr ist der Telefondienst der Tierschutzorganisation mit Sitz in Sulzbach im Taunus erreichbar für Tierhalter, die ihren Liebling vermissen. Auch Menschen, die ein Tier gefunden haben, können sich an Tasso wenden. Das Prinzip ist so einfach wie genial: Tierhalter registrieren ihr Tier bei Tasso. Meist wird dazu die Nummer des Transponder-Chips benutzt, den Haustiere unter der Haut tragen (siehe Infobox 1 am Ende des Artikels) oder aber die im Ohr eintätowierte Nummer. Der Tierhalter gibt Namen, Geschlecht, Alter und eventuell besondere Merkmale in der Datei an, außerdem seine eigenen Kontaktdaten. Auch ein Foto von seinem Liebling kann er hinterlegen. Entläuft das Tier später und wird gefunden, kann es über die Registrierung dem Halter zugeordnet werden.
Auch die Katze der Anruferin, Lucy, ist im Tasso-Verzeichnis registriert, wie Jennifer Gierok mit einem Blick in ihren Computer feststellt. In der Datei vermerkt Gierok, dass Lucy vermisst wird. Außerdem erstellt sie kostenlos Suchplakate für die Besitzerin. Schließlich hat Gierok noch praktische Tipps für die Frau parat: „Bitten Sie Nachbarn, im Keller nachzuschauen“, rät Gierok. Und: „Stellen Sie besser kein Futter raus.“ Denn das könnte andere Katzen anlocken, was wiederum Lucy davon abhalten könnte, in ihr Revier zurückzukehren. „Stellen Sie stattdessen ein Schälchen mit benutztem Katzenstreu raus und legen sie getragene Kleidungsstücke von sich aus.“ Der vertraute Geruch könne der Katze helfen, zurückzufinden. „Und am besten lassen sie immer das Fenster und die Tür offen, damit sie jederzeit zurück in die Wohnung kann.“ Einfühlsam und ruhig spricht Gierok mit der Anruferin. Am Ende klingt die junge Frau schon gefasster.

Rund 300 solcher Vermisstenmeldungen, die meisten davon betreffen Katzen und Hunde, gehen jeden Tag bei Tasso ein. Hinzu kommen mehrere hundert Anrufe von Menschen, die ihr Tier registrieren lassen möchten oder aber ein herrenloses Haustier gefunden haben. Jennifer Gierok und ihre rund 60 Kollegen aus der Notrufzentrale arbeiten an sieben Tagen in der Woche in vier Schichten. In der Kernzeit von 8 bis 20 Uhr sind bis zu zwölf Mitarbeiter parallel an den Telefonen. Gieroks Kollegin Samantha Fricke übernimmt meist die Nachtschicht von 23 bis 6 Uhr. „Nachts ist es meistens etwas ruhiger am Telefon“, berichtet Fricke. Dann übernimmt die 27-Jährige andere Aufgaben, durchforstet zum Beispiel Facebookgruppen und Co auf der Suche nach Hinweisen zu vermissten Tieren oder bestellt Suchplakate für Besitzer. „Wir raten davon ab, selbst Suchplakate mit der Handynummer zu drucken“, sagt Fricke. „Unsere Plakate sind anonym.“ Die Besitzer müssen darauf keine privaten Angaben wie ihre Handynummer preisgeben und sind so vor Datenmissbrauch, Scherzanrufen oder gar Erpressungsversuchen geschützt. Denn es ist schon vorgekommen, dass Kriminelle versucht haben, Geld von verzweifelten Menschen zu ergaunern, indem sie vorgaben, das vermisste Tier gefunden zu haben, berichtet Fricke. „Datenschutz wird bei uns großgeschrieben“, erklärt sie. Dazu gehört auch, dass der Tierhalter entscheidet, ob seine Kontaktdaten an den Finder weitergegeben werden – oder ob der Kontakt komplett über Tasso läuft.
Deutschlandweit sind bei Tasso 10,5 Millionen Tiere von rund sieben Millionen Haltern registriert. Hunde stellen mit 6 Millionen Tieren den Löwenanteil dar, gefolgt von Katzen mit rund vier Millionen Registrierungen. Der Rest verteilt sich auf Klein- und andere Haustiere. „Von der Maus übers Frettchen bis hin zum Pferd ist alles dabei“, sagt Samantha Fricke. Gegründet wurde Tasso 1982 als bundesweites Haustierregister, damals mit dem Ziel, Tierdiebstahl zu verhindern und gestohlene Tiere zurück zu ihrem Halter zu bringen. Mit den Jahren verschob sich der Fokus immer weiter in Richtung Rückvermittlung entlaufener Tiere. Mittlerweile ist der Verein als Tierschutzorganisation anerkannt und nach eigenen Angaben das größte Haustierregister Europas. Finanziert wird die Arbeit ausschließlich über Spenden.

Zur Arbeit in der Notrufzentrale gehören auch traurige Momente: Wenn ein vermisstes Haustier tot gefunden wird, informiert Tasso die Halter. „Bei diesen Anrufen gehen wir besonders vorsichtig vor“, sagt Fricke. Zum Beispiel frage sie dann immer zuerst, wo der Tierhalter gerade ist. „Wenn die Person Auto fährt, dann bitte ich sie zum Beispiel, rechtsranzufahren.“ Trotz der traurigen Botschaft seien viele Tierhalter dann trotzdem dankbar, ergänzt Gierok. „Denn sie haben endlich Gewissheit, was mit ihrem Tier passiert ist.“
Doch es gibt auch Geschichten zum Schmunzeln: Etwa die von der Katze, die sich unbemerkt ins Wohnmobil der Nachbarn schlich und am nächsten Tag mit ihnen in den Urlaub ans Mittelmeer fuhr. Oder solche, die man wohl nie vergisst: In der Flut im Ahrtal wurde eine Katze von den Wassermassen mitgerissen – und nach vier Monaten in einem Ort zehn Kilometer flussabwärts gefunden. „Völlig abgemagert, aber lebendig“, erinnert sich Fricke. „Diese Familie hatte in der Nacht alles verloren, aber die Katze konnten wir ihnen zurückgeben.“
Besonders viele Vermisstenanzeigen gehen übrigens im Sommer bei Tasso ein. Denn dann sind die Menschen mehr draußen, gehen länger und an unbekannten Orten mit dem Hund spazieren, Türen und Fenster stehen länger offen. Katzen werden in der Urlaubszeit oft von Nachbarn versorgt und können in einem unbemerkten Moment entwischen. Weiterer trauriger Höhepunkt ist an Silvester: An keinem anderen Tag im Jahr verschwinden mehr Hunde und Katzen. „Wir können nur dazu aufrufen, jedes einzelne Tier zur registrieren. Auch eine Wohnungskatze kann entlaufen“, mahnt Fricke. In der unbekannten Umgebung finden reine Stubentiger zudem schwerer wieder nach Hause als Artgenossen mit Freigang. Ob Wohnungskatze Lucy wieder zurück zu ihrer Besitzerin findet, bleibt an diesem Nachmittag ungewiss. Die Chancen stehen jedoch gut. Im vergangenen Jahr sind insgesamt 113.000 Hunde, Katzen und andere Haustiere bei Tasso vermisst gemeldet worden. 93.000 Tiere fanden dank der Arbeit des Vereins wieder zurück nach Hause.

Infobox 1: Tier registrieren
Die meisten Hunde und Katzen sind heutzutage „gechipt“. Das bedeutet, sie tragen einen winzigen Transponder unter der Haut, meist am Nacken oder am Ohr, mit dem sie identifizierbar sind. Die Nummer des Transponders wird im EU-Heimtierausweis eingetragen. Die meisten Tierheime und Tierärzte besitzen ein Gerät, mit dem man die Chipnummer auslesen kann. Damit das Tier einem Halter zugeordnet werden kann, muss es bei Tasso registriert werden. Dass das Tier gechipt ist, genügt nicht! Das Haustier registrieren kann man auf tasso.net. Neben Tasso gibt es mit Findefix ein weiteres Haustierregister in Deutschland, das zum Deutschen Tierschutzbund mit Sitz in Bonn gehört und ebenso eine 24-Stunden-Hotline bietet: 0228 6049635. Auch dort muss man sein Haustier mit der Transpondernummer registrieren. Mehr Informationen unter findefix.com.
Checkliste: Hund entlaufen
Was tun, wenn der Hund aus der Wohnung oder beim Spaziergang entläuft? Tierschützer geben folgende Tipps:
An Ort und Stelle bleiben: Ein entlaufener Hund kehrt oft wieder dorthin zurück, an der er seinen Besitzer verloren hat. Deswegen sollte möglichst eine Bezugsperson an der Stelle bleiben, wo er zuletzt gesehen wurde. Wenn man sich doch entfernen muss, kann man ein getragenes Kleidungsstück hinterlassen.
Vermisst melden: Möglichst schnell den Hund bei Tasso und Findefix als vermisst melden, beziehungsweise den Hund dort registrieren, falls noch nicht geschehen.
Stellen informieren: Man sollte die örtliche Polizei, eventuell auch Jagdpächter und Förster informieren, auch das örtliche Tierheim kann vorab informiert werden. Bauhöfe und Straßenmeistereien informieren (falls das Tier angefahren wurden).
Sich Hilfe holen: In lokalen Facebookgruppen wird oft schnell und unbürokratisch Unterstützung bei der Suche organisiert. Zum Beispiel gibt es Menschen aus Suchhundestaffeln, die gezielt nach entlaufenen Hunden suchen.
Nachbarn informieren und großflächig Suchplakate anbringen und ggf. die Hundehalter-Haftpflichtversicherung informieren, dass der Hund entlaufen ist.
Checkliste: Katze entlaufen
Folgende Tipps können helfen, wenn die Katze entlaufen ist:
– Immer eine Tür oder ein Fenster offenlassen
– Katzentoilette / benutztes Katzenstreu aufstellen
– Bei Tasso und Findefix als vermisst melden beziehungsweise registrieren, falls noch nicht geschehen
– Nachbarn informieren und Suchplakate aufhängen
– Keller- und Lagerräume in der Umgebung absuchen, gegebenenfalls Firmen und Büros in der Nähe informieren
– Örtliche Tierheime anrufen
– Bauhöfe und Straßenmeistereien informieren (falls die Katze angefahren wurde)
Tier gefunden, was nun?
Wer ein Haustier findet, ist dazu verpflichtet, den Fund zu melden. Sonst macht er sich strafbar. Der Fund muss beim örtlichen Ordnungsamt oder nachts bei der Polizei gemeldet werden. Dort muss eine Fundmeldung mit Beschreibung des Tieres hinterlassen werden. Gerade bei verletzten Tieren ist die Fundmeldung vor dem Gang zum Tierarzt wichtig, damit der Finder später nicht die Behandlungskosten zahlen muss. Auch ein tot gefundenes Tier sollte gemeldet werden.
Kontakt
Die Tasso-Notrufnummer 0 61 90 93 73 00 ist an sieben Tagen rund um die Uhr besetzt. Mehr Informationen: tasso.net und in der Tasso-App „Tipp-Tapp“.
Haben auch Sie ein vermisstes Tier wiedergefunden? Dann schreiben Sie uns Ihre Geschichte dazu: info@tierischgut-da.de
Wir melden uns bei Ihnen.
Happy End für Lola – vom Problemhund zur Trainingsbegleiterin
Drei Jahre lang saß Mischlingshündin Lola im Tierheim. Selbst erfahrene Tierpfleger kamen nicht an sie ran, war nur mit Maulkorb händelbar. Heute führt sie bei Fee Henrici in Darmstadt ein glückliches Leben. Lola fetzt mit ihrem Hundekumpel Muri über den Waldweg. Die braun-gestromte Hündin bleibt kurz stehen, reckt die Nase in die Luft und schnüffelt. Noch bevor Lola ins Unterholz losrennen kann, ruft ihre Besitzerin sie zurück – und Lola trabt freudig auf sie zu.

Das soll ein Problemhund sein, gefährlich für Menschen und andere Hunde? Der Jogger jagt und verletzen würde? Der nur mit Maulkorb aus dem Zwinger darf? All das ist schwer vorstellbar, wenn man Lola heute sieht. Auf einem gemeinsamen Spaziergang am Böllenfalltor erzählt Hundetrainerin Fee Henrici die Geschichte ihrer heute sieben Jahre alten Hündin.
Lola stammt aus Frankreich. 2015 kam sie bei einem Vermehrer in Frankreich zur Welt. Wegen schlechter Haltung wurde sie ihrem Besitzer von den Behörden mehrmals abgenommen. Doch der wollte das nicht akzeptieren. Er machte ausfindig, wo Lola sich befand, und klaute sie immer wieder zurück. Dafür reiste er auch quer durchs Land, sodass die Tierschützer irgendwann auf die Idee kamen, die Hündin ins Ausland zu schaffen.
So kam Lola zu Tiere in Not Odenwald (Tino) in Reichelsheim. Bei Tino ist man an schwierige Hunde gewöhnt: Der Tierschutzverein erhielt für sein bundesweites Engagement für Problemhunde 2013 den hessischen Tierschutzpreis. Doch Lola war selbst für die erfahrenen Tino-Tierschützer eine harte Nuss. „Sie zeigt einen übertriebenen Jagdtrieb und nimmt jeden Außenreiz für sich, um dann richtig aufzudrehen, das können auch irgendwelche kleinen, sich bewegende Punkte am Horizont sein“, so steht es auf der Vermittlungsseite im Internet. Und: „Für die Mischlingshündin suchen wir ganz erfahrene Hundehalter.“ Ein erster Vermittlungsversuch 2018 missglückte.
„Sie kam nach einem halben Jahr zurück und die Probleme hatten sich verschlimmert,“ sagt Fee Henrici. Lola war nervös, kam gar nicht mehr zur Ruhe und reagierte auf alles, was sich bewegte. Nur ein Tierpfleger war so mit ihr vertraut, dass er sie ohne Maulkorb händeln konnte. Als Fee Henrici die Hündin das erste Mal besuchte, dachte sie nicht, „dass das klappen kann“.
Doch Henrici blieb dran, denn sie hatte sich in den Problemhund verliebt. Sie besuchte Lola regelmäßig im Tierheim und nahm mit ihr an einer Trainingsgruppe für schwierige Hunde teil. Im April 2020 schließlich nahm sie Lola dann ganz zu sich. Seitdem begleitet die Hündin sie täglich in ihrem Job als Hundetrainerin – und hat Spaß dabei, viel unterwegs und in Action zu sein.
„Ein Hund für eine Runde im Park und dann auf die Couch ist Lola nicht“, sagt Henrici. Dank klarer Erziehungsregeln und genügend Auslastung spielt der Maulkorb im Alltag heute keine Rolle mehr. Selten greift Henrici zu dem Hilfsmittel, um in bestimmten Situationen auf Nummer sicher zu gehen. „Wenn es sehr trubelig ist zum Beispiel oder Kinder herumspringen.“ Denn unterschätzen dürfe man Lola nicht. „Sie wäre, wenn man sie lassen würde, auch heute noch für eine Kneipenschlägerei zu haben,“ sagt Henrici augenzwinkernd. Statt Ärger gibt es heute aber vor allem eins in Lolas Leben: entspannte Spaziergänge im Wald.
Was Fee Henrici mit ihren beiden Hunden Lola und Muri in ihrem Campervan erlebt, zeigt sie auf ihrer Instagram-Seite #two_dogs_and_a_van.
